Blinde Weihnachten
Datum: 21.10.2018,
Kategorien:
Romantisch
... und die dazu gehörige Zeit. Es ließ sich nicht eben nebenbei machen. Als Letztes war mein Magen es, der mir die Antwort gab. Ich kramte ein paar alte Rezepte heraus und ging ein weiteres Mal einkaufen, um die Zutaten zu holen. Danach war ich die halbe Nacht damit beschäftigt, Plätzchen zu backen. Warum nicht, es musste nichts Großes oder Teures sein. Mir schien, dass Anna darauf keinen Wert legte. Ihr war es wichtiger, sich zu unterhalten, nicht alleine zu sein. Ein Anliegen, dem ich mich anschließen konnte.
Kapitel 2
Der Heilige Abend kam und ging, nichts passierte. Statt mich zu betrinken, sah ich in die Röhre, suchte nach einem Programm, das mir gefiel. Viel gab es nicht, ein paar alte Schinken, die jeden Weihnachten über den Bildschirm liefen, man kannte sie fast auswendig. Das Einzige was mich interessierte waren zwei Dokumentationen aus aller Welt, die Bräuche um das heilige Fest zeigten, teilweise aus längst vergangener Zeit und manches Mal huschte ein Grinsen über mein Gesicht. Was dort gezeigt wurde, hätte man heute nicht mehr tun können, besonders in Hinsicht auf die Kinder. Knecht Ruprecht zu Nikolaus war wirklich kein netter Mann und das mit der Rute, war durchaus ernst gemeint. Manche Tränen wurden vergossen, Geschrei und Geheul angestimmt. Ich fand, auch die Kinder heutzutage, hätten es manchmal verdient. Andere Zeiten, andere Sitten. Man konnte es einfach nicht mehr vergleichen und schon gar nicht entscheiden, was wirklich besser war oder ist. Gerade die ...
... Pädagogen der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte hatten oft vollkommen verdrehte Vorstellungen von Erziehung.
Im Prinzip war es mir auch egal, ich hatte keine Kinder, musste mir darüber keine Gedanken machen, und solange mich die Blagen von anderen Menschen in Ruhe ließen, war alles in Ordnung.
Ruhig verlief der Tag, ich knabberte ein paar selber gemachte Kekse, musste eine ausgiebige Qualitätskontrolle durchführen. Dazu gab es einen Grog, wirklich einen einzigen, der mich ins Bett begleitete. Dort blieb ich lange wach liegen, dachte zuerst über die Feste der Vergangenheit nach, besonders die meiner Kindheit. Danach kam mir Anna in den Sinn, und ich fragte mich, wie der morgige Tag sein würde. Irgendwie hatte ich ein seltsames, zugleich gespanntes Gefühl im Bauch.
Endlich war es soweit. Ich schlief lange, blieb bis zum Mittag im Bett liegen. Anderes hatte ich nicht vor und wartete drauf, dass der Termin langsam näher kam. Die Zeit bis dahin überbrückte ich mit Fernsehen, danach damit, mich zu pflegen. Haare machen, Dreitagebart stutzen, gut anziehen. Auch wenn Anna mich nicht sehen konnte, wollte ich trotzdem gepflegt sein. Auch suchte ich einen besonderen Duft aus, den ich selten auflegte, eigentlich nur, bei besonderen Anlässen. Ich mochte ihn gerne, wollte aber, dass er etwas Besonderes blieb. Tief atmete ich den Duft ein und freute mich auf den Abend.
Irgendwann war es soweit und ich machte mich auf den Weg, kannte das Ziel gut, hatte ein kleines Päckchen ...