1. Das erste Mal


    Datum: 05.04.2019, Kategorien: Erstes Mal

    Ich begleitete meine Mutter wieder mal auf eine ihrer Sprachreisen nach London. Als Englischlehrerin versuchte sie ihren Schülerinnen und Schülern mit mehr oder weniger Erfolg die Fremdsprache nah- und beizubringen. Klar, das Land, die Leute, die Sprache mal live zu erleben ist was anderes, als die Theorie aus den Büchern und diversen Videos oder CDs. Im Unterricht fehlt eindeutig die mögliche Interaktion, die eine echte Herausforderung für die Heranwachsenden ist.
    
    Auf einer dieser Sprachreisen war Christin dabei. Wie eineiige Zwillinge klebten ihre Freundin Alina und sie zusammen. Ansonsten hatten die beiden keinen Anschluss an irgendeine Clique. Mir fiel sie schon auf, immerhin suchte Christin immer wieder meine Nähe, neckte mich oder verwickelte mich in Gespräche. Ich merkte schnell, dass sie an mir einen Narren gefressen hatte, obwohl ich ja 19 Jahre älter war als sie. Ich genoss ihre Nähe, wahrte dennoch den gebotenen Abstand. Es scharrten sich immer wieder ein paar Schüler und Schülerinnen um mich, wenn es darum ging, London auf eigene Faust unsicher zu machen. Klar, in dem Alter in so einer Stadt ist es normal, wenn man einen Erwachsenen hat, der etwas Halt und Orientierung bieten kann. Vielleicht mochten die Kids auch meine lockere Art, wie ich mit ihnen umging, wie ich unbekümmert scherzte und die Jugendlichen vor allem als Persönlichkeiten betrachtete. Ich bin ja kein Lehrer, lediglich ein Betreuer. Ich konnte mich einfach unter sie mischen und sie ...
    ... akzeptierten mich auch recht schnell als einen von den ihren. Wie schon erwähnt, hatte Christin keinen Anschluss an irgendeine Clique oder suchte auch nicht die Nähe zu anderen Schülergrüppchen. So war es auch OK für mich, dass sie oft in meiner Nähe war. Sie und ihre Freundin waren zu der Zeit irgendwie auf einem Bollywood-Trip. Alleine dieser Spleen machte sie durchaus etwas zu Außenseitern. Sie hatten gern seidige Tücher um sich geschlungen und erzählten auch gern von den Bollywood-Filmen, die sie so gesehen hatten. Manchmal tanzten sie auch die eine oder andere Filmszene nach, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Ich fand das niedlich, auch wenn ich damit gar nichts anfangen konnte. Es gibt am Fuße von Greenwich ein Museumsschiff, die Cutty Sark. Leider war das Schiff zu dieser Zeit wegen Restaurationsarbeiten nicht besuchbar. Auf dem Platz ringsherum gab es aber Holzpritschen und Bänke. Es war ein schöner sonniger Spätsommertag. Der Besuch der Cutty Sark war leider nicht möglich. Ich setzte mich also erst mal auf eine dieser Holzpritschen, lehnte mich zurück, schloss die Augen und ließ die Sonne in mein Gesicht scheinen. Immer wieder schaute ich mich um, ob die Jungs und Mädels nicht irgendwelchen Blödsinn machen, aber es war alles OK. Handys waren zu der Zeit bei den Kindern noch nicht so angesagt, die Handys hatten sogar zumeist noch Tasten! Also das Rumgedaddel wie heute gab es damals noch nicht. Ich hatte meinen iPod dabei, die kleinen weißen Ohrstöpsel schotteten den Lärm der ...
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