1. Tanja (1) - Wie alles begann


    Datum: 06.11.2023, Kategorien: CMNF

    Langsam fing ich an, mich zu fragen, ob ich vielleicht in irgendwas Schmutziges reingetreten war. Werner linste heute auffällig oft unter den Tisch und beäugte meine Schuhe oder auch meine Füße, das konnte ich leider nicht unterscheiden.
    
    Werner war mein Chef. Empire Shoes war sein Ding, sein Unternehmen. Er hatte es selbst gegründet und im Laufe vieler Jahre ein großes, international agierendes Unternehmen daraus gemacht, und das in beeindruckend kurzer Zeit. Mit seinen Ende 50 verfügte er also über jede Menge Erfahrung und durch seinen überragenden Erfolg auch über die erforderliche Durchsetzungsfähigkeit und Souveränität.
    
    Warum er mir heute aber so oft auf meine Beine und Füße schaute, wusste ich nicht zu deuten. An meinen Füßen konnte es kaum liegen, denn die waren wie immer top gepflegt. Werner achtet im Job stets darauf, dass ich in der Firma meine weiblichen Attribute gut zur Geltung bringe, ihm ist wichtig, dass ich immer modisch gekleidet bin und eine attraktive Erscheinung an den Tag lege. Nicht weiter verwunderlich, schließlich muss ich ja als Leitung des Vertriebs mit gutem Beispiel vorangehen. Was lag für eine weibliche Führungskraft im Vertrieb eines Schuhherstellers da näher, als immer topmodische Schuhe an gepflegten Füßen zu tragen? Zum Glück kann ich es mir auch erlauben, ihm diesen Gefallen zu tun, denn da ich sehr auf mich achte, ausgewogen essen und viel Sport treibe, denke ich, kann ich mich auch wirklich sehen lassen.
    
    "Sag mal, stimmt da unten ...
    ... irgendwas nicht?" fragte ich ihn also nach einer Weile.
    
    "Weißt du, Tanja" antwortete er mir, "ich habe überlegt, wie wir unseren Absatz weiter steigern können, und gerade eben ist mir eine Idee gekommen! Ich denke, wir benötigen ein neues Werbekonzept. Ein Motto, das kurz und griffig ist. Und vor allem eins, das unseren Kunden im Gedächtnis bleibt!"
    
    Tanja bin ich. Ich selbst habe eine Führungsposition im Vertrieb inne und habe dazu mehrere, auschließlich männliche Mitarbeiter. Trotz meiner gerade mal Ende 20 habe ich meine Angestellten gut im Griff, was nicht unbedingt selbstverständlich ist als relativ junge, weibliche Abteilungsleitung mit ausschließlich männlichen Angestellten, aber unser Arbeitsklima ist sehr gut, und ich denke, wir arbeiten gleichzeitig effektiv und effizient. Hinzu kommt, dass ich wohl vor allem per Vitamin B an meine Stelle gekommen bin, denn mein Chef ist gleichzeitig auch mein Nachbar, und wir verstanden uns auch vorher schon gut. Da die Zahlen meiner Abteilung jedoch stimmen, schenkt dem niemand weiter Aufmerksamkeit.
    
    "Hört sich gut an, aber was schwebt Dir vor?" entgegnete ich ihm. Er schmunzelte. "Warte einfach ein wenig ab, und lass Dich überraschen!"
    
    Na, jetzt hatte er mich aber neugierig gemacht!
    
    Wenige Tage später bat er mich zu sich und erläutete mir, dass die neue Werbekampagne unter dem Titel „Der kleine Unterschied“ stehen sollte. Es sollen Plakate und Inserate angefertigt werden, auf denen vorrangig unsere Schuhe abgebildet ...
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