Der Betrug
Datum: 21.11.2023,
Kategorien:
Romantisch
... Irgendwas wird sie doch gesagt oder getan haben"! "Nee, ich bin einfach raus aus der Wohnung, als sie zur Arbeit ging. Es war natürlich alles länger vorbereitet. Etwa sechs Wochen. Hab mir eine neue Arbeitsstelle hier gesucht und diese Wohnung. Sie wusste von nichts. Glaube ich jedenfalls". Sie hatte bisher noch vorgebeugt an meinen Lippen geklebt, jetzt lehnte sie sich in ihrem Stuhl ganz nach hinten und schaute mich mit großen Augen an, als konnte sie es gar nicht glauben. "Ist ja krass", kam dann nach einer kurzen Pause. "Und du hast ihr nichts mitgeteilt? Wenigstens einen Brief oder so"? "Nee, nichts. Nur den Schlüssel hab ich auf mein leeres Bett gelegt".
"Was für eine Strafe! Jetzt wird sie ganz schön leiden. So gar nicht zu wissen was nun los ist". Sie schien etwas Mitgefühl zu haben. "Sie hat sich das redlich verdient", sagte ich. "Das war ja nicht nur ein einmaliger Ausrutscher, sondern ein gut organisierter Betrug offenbar über längere Zeit". "Und, nun nimmt sie diesen Reporterheini"? "Glaub ich nicht. Der ist ja verheiratet"! "Hast du seiner Frau was erzählt"? Ich schüttelte den Kopf. "Da muss sie alleine mit klar kommen". "Und das hast du dir so alleine ausgedacht, mit dem heimlich weggehen"? "Ja, aber vorher hatte ich auch andere Varianten durchgespielt. Schreien, sie umbringen, ihn umbringen, mich umbringen. Aber die hatten mir alle zu viel Kollateralschaden. Das war nicht so meine Welt. Was hattest du denn gemacht mit deinem .. ähm ... Mistkerl"? "Na, das ...
... übliche. Ich hab ihm eine gescheuert und dann aus meiner Wohnung geschmissen. Und mit der Freundin hab ich mich entfreundet. Auf so eine kann ich verzichten". "Wie lange hast du gebraucht"? "Was, um darüber hinwegzukommen"? "Nee, ich glaube, über so was kommt man nie wirklich hinweg. Ich meine den Frustspeck". "Zwei Jahre und zwei Monate", sagte sie.
Unser Essen kam und das Gespräch wurde nun etwas spärlicher. Es wurde auch zunehmend voller und somit auch lauter. Bald nach dem Essen bezahlte ich und bedankte mich nochmal für ihre Hilfe. Wir fuhren zurück und sie lud mich noch in ihre Wohnung ein. Hoppla, dachte ich. Sie wird doch wohl nicht versuchen, mich jetzt doch noch zu verführen? Aber meine Bedenken waren unbegründet. Ihre Wohnung war ganz anders eingerichtet, als ich gedacht hatte. Keine Pink Hölle, sondern eine stilvoll eingerichtete kleine Zweizimmerwohnung. Die Einrichtung überwiegend modern, aber ein alter Eichenschrank, ein Eichentisch, und ein Sekretär gehörten zu einer anderen Stilepoche. Sie bemerkte meinen Blick und sagte "Erbstücke von meiner Oma". Wir setzten uns dann auf die Couch, sie holte einen Wein, und wir unterhielten uns dann noch fast zwei Stunden. Sie erzählte mir ihren Werdegang und dann über ihre Verwandtschaft. Vater, Mutter getrennt. Onkel und zwei Tanten, zwei Schwestern, mehrere Cousins, Großeltern mütterlicherseits, und und und. Die meisten lebten hier im Ort oder in Kiel. Ich wurde dann müde und sie schlug von sich aus vor, dass ich doch ...