1. Mein ungewöhnliches erstes Mal


    Datum: 10.04.2019, Kategorien: Erstes Mal

    ... Clara!
    
    Was nicht geheißen hätte, dass ich ablehnend gewesen wäre, hätte mir eine ein verlockendes Angebot gemacht. Aber soweit kam es dann doch nie.
    
    Endlich kam der Tag, an dem sich auch Clara an mich wandte!
    
    Sie kam in der Mittagspause, in der wir eine Stunde frei hatten und bei gutem Wetter im begrünten Hof der Berufsschule saßen und unsere kleine Mahlzeit einnahmen.
    
    „Hallo Stefan!", sprach sie mich an.
    
    Ich wäre beinahe in Ohnmacht gefallen! Das war das erste Mal, dass sie mich bei meinem Namen nannte.
    
    Mich, und nur mich meinte!
    
    „Verstehst Du das mit der Vektorrechnung?"
    
    „Klar", brachte ich fast tonlos heraus.
    
    „Kannst Du mir das erklären? Ich krieg das einfach nicht hin."
    
    „Sicher."
    
    Wieso war ich so einsilbig, warum erzähle ich ihr nicht einfach, wie sehr ich für sie schwärme und dass ich alles für sie tun würde?!
    
    „Fein!", rief sie ganz locker, „dann können wir doch heute Nachmittag uns in den Garten setzen und büffeln!"
    
    Ein Paradies tat sich für mich auf!
    
    Das Lehrlingsheim hatte hinter dem Wohnhaus einen weiten Garten, mit viel Wiese und hohen Bäumen und Büschen.
    
    Wenn es dunkel wurde, konnte es schon vorkommen, dass man im Gebüsch gelegentlich Rascheln oder andere seltsame Geräusche hörte.
    
    Ich hätte gerne mal zugesehen, wie es die Pärchen da hinten treiben, aber es ist mir nie gelungen. Zu aufgeregt war ich und zu ängstlich, dass mich der Bursch dann vielleicht vermöbelt.
    
    So kam es, dass ich an einem Septembertag mit ...
    ... Clara in der Sonne auf einer Gartenbank saß und Mathe büffelte. Wir hatten beide unser Matheheft vor uns auf dem Tisch liegen und ich mühte mich ab, ihr die einfachsten Dinge beizubringen. Das war wirklich nicht einfach.
    
    Immer, wenn ich dachte, jetzt hätte sie es verstanden, zeigte mir ihre nächste Frage, dass sie es nicht kapierte.
    
    Ihre Mitschrift zeigte das Chaos wieder, das ihn ihrem Hirn herrschte.
    
    Da würde ich auch nichts verstehen!
    
    Immerhin konnte ich so meiner Traumfrau nahe sein und sie war in einer Art Abhängigkeit von mir, die mich ganz stolz machte.
    
    Fieberhaft überlegte ich, wie ich ihr meine wahren Gefühle zeigen konnte und ihr näher kommen.
    
    Doch sie war zwar sehr freundlich, aber unverbindlich zu mir, so dass ich keine Gelegenheit fand, etwas Persönliches anzubringen.
    
    „Ach, ich werde das nie verstehen.", sagte sie gelegentlich.
    
    Zumindest da konnte ich sie trösten.
    
    „Mathe ist ja auch schwierig. Ich begreife auch viel nicht."
    
    „Ja, wenn ich nur so gut wäre wie Du, ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr ich Dich dafür bewundere!"
    
    Clara brachte mich zum Erblühen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    
    Ich lief nämlich dunkelrot an.
    
    „Ich bewundere Dich auch", konnte ich zumindest anbringen.
    
    „Mich? Wofür bewunderst Du mich denn!", lachte sie kopfschüttelnd.
    
    „Für alles", war es schon wieder vorbei mit meinem Mut.
    
    „Aach...", grinste sie mich an, „Du wirst doch nicht Dich bei mir einschmeicheln wollen."
    
    Ich spürte, wie ich wieder rot ...
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