1. Daniel 1+2


    Datum: 10.04.2019, Kategorien: Insel der Scham,

    ... freuen, wenn sie sich ihnen anschließen würden. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass sie das Wellnessangebot nicht nutzen können, wenn sie eine solche Einführung nicht gemacht haben. Falls sie, wie ich hoffe, Interesse haben, kommen sie einfach um 18 Uhr ins Foyer, dort werden sie Familie Winkler treffen. Sie brauchen weiter nichts mitzunehmen. Haben sie dazu noch irgendwelche Fragen?“
    
    Ich war mir sicher, dass man mir ganz gut im Gesicht ablesen konnte, wie viele Fragen ich noch dazu hatte. Was war denn das für ein Hotel, wo man extra eine Führung machen musste, um die Sauna zu benutzen? Noch dazu mit völlig fremdem Leuten, die nicht einmal zum Personal gehörten. Außerdem, was hatte es zu bedeuten, dass Kathi und für mich
    
    gebürgt
    
    haben sollten. Bezahlt hatten sie, ja - aber warum gebürgt?
    
    Aber dann dachte ich daran, dass meine Schwestern schon seit Jahren hierher kamen und dass sie besonders von den Wellnessanlagen geschwärmt hatten, also beschloss ich, mich auf das ganze einzulassen.
    
    „Ein paar Fragen hätte ich da schon“, antwortete ich also, „Aber ich hoffe die klären sich dann um 18 Uhr“
    
    „Sehr schön“, nickte die Dame vom Empfang, „Dann wünsche ich ihnen noch einmal einen erholsamen Aufenthalt“
    
    „Danke, den hab ich bestimmt“, entgegnete ich“
    
    Sie nickte mir noch einmal freundlich zu, dann machte sie kehrt und ließ mich alleine in der offenen Hoteltür stehen. Ich blickte ihr noch kurz hinterher, unsicher, was ich von der Sache halten sollte, ...
    ... dann ließ ich die Tür ins Schloss fallen. Ich holte mein Handy aus der Tasche und schaute auf den Display. 17 Uhr zeigte es an - Zeit für ein Nickerchen. Ich stellte noch einen Wecker auf viertel vor 6, dann warf ich mich wieder auf das Bett. Obwohl mir so viele Fragen im Kopf herum schwirrten, war ich einen Moment später, erschöpft von der langen Fahrt, schon eingeschlafen.
    
    2
    
    Ich saß im rustikal eingerichteten Foyer des Hotels in einem breiten Ledersessel, als ich hinter mir Schritte und Stimmen hörte.
    
    „Nun fragt doch nicht so viel“, sagte eine weibliche Stimme gutmütig, „ihr wisst doch, ich kann euch nichts erzählen, bevor wir drinnen sind. Wir warten jetzt noch kurz auf Daniel und dann geht es auch schon los“
    
    Hinter der breiten Lehne des Sessels hatten sie mich noch nicht gesehen. Ich stand auf und blickte mich nach der Stimme um. Ich sah drei Personen, eine Frau, ein Mädchen und einen Jungen. Wahrscheinlich die Winklers. Die Frau schätzte ich auf Mitte Dreißig, vielleicht auch älter. Es war schwer zu sagen, weil sie auffällig modisch gekleidet war, was sie vermutlich jünger erscheinen ließ. Sie trug eine blaue Bluse, auf die kleine Anker gedruckt waren und die sie in ihre beige, locker sitzende Stoffhose gesteckt hatte. Die langen, braunen Haare fielen ihr in leichten Locken über die Schultern und umrahmten ihr Gesicht, an dem mir zuerst der breite Mund auffiel. Ein bisschen wie Julia Roberts, dachte ich bei mir. Naja, der Gedanke war wohl relativ weit hergeholt, ...
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