Panther 3
Datum: 01.02.2024,
Kategorien:
CMNF
... mich jetzt der Schlange näher als diesem Mann. Sie ist tot.
Sie musste wegen mir sterben. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Auch das noch.
Ich wäre es am liebsten auch. Tot. Aber dieser Gedanke kommt mir nur kurz,
wie ein Flashlight. Passt nicht zu mir. Nicht wirklich.
Dann untersuche ich den Baum über mir genau. Sind da noch mehr von diesen Pseudo-Lianen? Kaum möglich.
Sogar die Geräusche der Vögel sind verstummt. Es ist totenstill in der Umgebung.
Ich reinige mich erneut mit dem Tauwasser der Blätter. Sehr gründlich, sehr langsam.
Ich nehme mir alle Zeit der Welt. Zeit gewinnen und nachdenken.
Ich könnte mich davonmachen von hier, tief in den Dschungel. Ich allein?
Ohne auch nur die geringste Erfahrung? Nein, Ganz unmöglich.
Ich kann rennen wie eine Gazelle. Auch lange Strecken, wenn es sein muss,
da werde ich erst richtig warm. Ich könnte zu den Anderen laufen und er könnte mir bestimmt nicht lange folgen. Aber der Dschungel ist keine Marathonstrecke und er hat den Revolver. Ich müsste an ihm vorbei, in die unwegsame Schneise der gekappten Baumkronen, wenn ich zu den anderen, zu Fritze wollte.
Beim Gedanken an die Gruppe wird mir plötzlich unsere Situation klar, seine und meine.
Mit seiner Tat hat er sich außerhalb der Gruppe gestellt. Seit heute Morgen weiß ich, dass fast alle auf meiner Seite sind. Dass sie mich alle gern haben auf ehrliche Art.
Nicht so wie Axtmann. Ich glaube es wenigstens.
Wenn sie erfahren, was hier ...
... geschehen ist, dann ist es aus mit ihm.
Fritze
würde ihn erwürgen, Pablo würde ihn erschießen. Sie würden ihn auf jeden Fall verjagen. Nur Johann Hemmingland hätte ein Problem.
Er ist für jeden von uns verantwortlich. Aber wir könnten ihn ja einfach zu den Absturzopfern hinzurechnen. Johann würde das tun. Bestimmt.
Zwei Meter neben mir spritzen Erde und Blätter hoch, dann kommt auch schon der Knall. Er schießt in meine Richtung. „Na, wird’s bald, Schlampe?“ Ich ahne seinen Ruf mehr, als ich ihn wirklich hören kann. Ich bin jetzt ganz ruhig. Ich ziehe Bilanz:
Ich bin ihm scheinbar hilflos ausgeliefert, aber ich fühle mich gesund und fit.
Die größte Sorge macht mir seine Unberechenbarkeit. Das muss ich ändern.
Ich muss ihn unter meine Kontrolle kriegen.
Das kann ich aber nur, wenn ich zu ihm gehe und meine Waffen einsetze.
Die Waffen einer Frau.
Er hat eine verletzte Schulter, angeblich. War es etwa nur ein Vorwand, um mit mir allein sein zu können, oder ist er wirklich gehandicapt? Ich muss es herausfinden.
Ich gehe langsam zur Feuerstelle. Ich bin jetzt sehr ruhig und kalt. Ich fühle die Gruppe hinter mir, auch wenn sie jetzt meilenweit weg von mir ist.
„Ah, den blöden Lendenschurz hast du gleich weg gelassen. Sehr vernünftig! Hast du dir das Blut auch gründlich abgewischt? Ich mag nämlich beim Vögeln keine blutverschmierten Fotzen, weißt du? Und geleckt werden willst du doch auch, stimmt’s?“
Er grinst dabei ganz
schmierig und lacht dann ...