1. Prosperos Revier


    Datum: 21.04.2019, Kategorien: Romantisch

    ... Kater, der auf seinem Sessel signalisierte, was er von dieser Entwicklung hielt. Was soll uns von den Tieren angeblich unterscheiden, neben unserem ach so hochgelobten Verstand, auch die Fähigkeit der altruistischen Liebe? Was für ein Unsinn, dieser Kater dort freute sich über unser Glück, für uns, mit uns.
    
    Wir konnten gar nicht anders, als ihn zu uns zu zitieren und ihm für seine Rolle bei all dem streichelnd und kraulend zu bedanken. Seine Anwesenheit erleichterte auch, nicht weiter zu gehen, als es in diesem Moment angemessen und richtig erschien. Stattdessen begannen wir ein längeres Gespräch, mal lustig, mal traurig, aber das Wichtigste dabei war: völlig offen.
    
    War es nicht das Gefühl der Notwendigkeit, sondern ein Bedürfnis, dem anderen zu vermitteln, was uns bewegte, wer wir waren, was uns zu dem gemacht hatte, was der andere nun vorfand. Es war bereits nach ein Uhr, als ich mich schließlich verabschiedete, und mit dem Auto nachhause fuhr.
    
    Die beiden halbgefüllten Gläser Wein blieben die ganze Zeit unangetastet stehen, weil wir außer uns, und natürlich unserem felligen Freund, nichts mehr wahrnahmen. Erst bei meinem Aufbruch bemerkten wir dies, und leerten sie, denn zum Wegschütten war dieses edle Tröpfchen bei weitem zu schade.
    
    "Kommst ihr morgen wieder zu mir?", fragte ich zum Abschied.
    
    Sie lachte, mit diesen faszinierenden blitzend weißen Zähnen, und ich verstand zunächst nicht warum.
    
    "Du bist der erste Mann in meinem Leben, der nicht nur ...
    ... mich, sondern gleich meinen Kater mit auf ein Date einlädt. Aber natürlich, gerne, ich denke, da spreche ich für uns beide, oder?", wandte sie sich an den Kater, der mich ebenfalls zur Tür begleitet hatte.
    
    Tatsächlich, das war mir ohne Nachdenken einfach so rausgeflutscht.
    
    "Oh. Das ist... ja, er gehört einfach dazu. Okay, dann freue ich mich jetzt schon auf euch beide. Bis dann."
    
    ~~~
    
    Sie brauchte ihn allerdings nicht mitbringen. Er tauchte schon am frühen Nachmittag auf. Kam zu mir ins Arbeitszimmer, begrüßte mich angemessen, holte sich eine kleine Zwischenmahlzeit ab, und legte sich dann in den Sessel meiner Mutter. Schlief kurz darauf ein, während ich meinem Tagewerk nachging. Träumte wohl von einer Jagd, denn öfter zuckten seine Glieder dabei.
    
    Natürlich informierte ich Cindy schnell per WhatsApp, damit sie sich keine Sorgen machte. Sie antwortete nur: "Na klar. Dieser Stromer. Dann freue ich mich eben auf euch."
    
    Ein bisschen sorgte ich mich allerdings schon um ihn. Gut, die Strecke war nicht so weit, aber er musste dabei zwei doch recht befahrene Straßen überqueren. Auf Dauer ging das sicher nicht gut. Aber dann war da auch die Hoffnung... mehr als das, fast schon die Gewissheit, dass das nicht von Dauer sein würde.
    
    Völlig verrückt, als ich in ihrer Wohnung war, schoss mir tatsächlich schon in den Kopf, dass wir ihre Möbel problemlos bei mir unterbringen konnten. Sie sich sogar hervorragend ergänzen würden. Genau wie wir. Ich war nicht nur ein bisschen ...
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