1. Prosperos Revier


    Datum: 21.04.2019, Kategorien: Romantisch

    ... verliebt, das war mir auch klar. Ganz ehrlich, so schwer hatte es mich noch nie erwischt.
    
    Und doch war es total anders, als jemals zuvor. War da nicht der Wunsch, mich möglichst so darzustellen, wie ich erwartete, dass sie mich sehen wollte. Das war früher immer fast schon ein Automatismus geworden. Ich fing Signale auf, und reagierte entsprechend. Verschwieg Wesentliches, um erst einmal eine gewisse Sicherheit zu haben.
    
    Und dann zu hoffen, dass die Angebetete dann eben auch noch mit dem Rest irgendwie zurande kam, wenn das Gefühl auf ihrer Seite stark genug war. Das war diesmal völlig anders. Von beiden Seiten. Wir hatten uns am Vorabend beide nicht bedeckt gehalten. Ich hatte ihr schon ziemlich schonungslos erklärt, warum zwei meiner wichtigsten gescheitert waren.
    
    Das war nämlich auf meine Kappe gegangen. Bei einer hatte ich mich idiotischerweise mit einer ihrer Freundinnen eingelassen. Nicht in die Kiste gehüpft, aber geknutscht und gefummelt wie verrückt. Ihr damit so sehr weh getan, dass sie mich zurecht rauswarf. Bei der anderen war ich unfähig gewesen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und angemessen zu reagieren. Hatte ich nur mich und meine eigenen im Kopf gehabt.
    
    Gut, da war ich zwanzig gewesen, und insgesamt noch recht unreif und bescheuert. Hielt mich aber für den Bringer schlechthin. Fehler, aus denen ich gelernt hatte, und die ich keinesfalls wiederholen würde. Das hieß aber nicht, dass es da noch einen großen Topf anderer geben könnte, womit ich uns ...
    ... und mir das Süppchen versalzen konnte.
    
    Meine letzte langjährige Beziehung war nicht an mir gescheitert. Auch nicht an ihr. Das war das Schlimme daran. Dass wir geglaubt hatten, für lange Zeit glauben konnten, alles richtig zu machen, alles zu tun, um die Beziehung so zu gestalten, wie wir beide uns das gewünscht hatten. Und dann... ja, ließ einfach das Gefühl nach.
    
    Auf beiden Seiten. Kamen wir weiterhin wunderbar miteinander klar, aber mehr auch nicht. Mit allem hatte ich gerechnet. Damit nicht. Hatte erst einmal große Probleme, mir das überhaupt einzugestehen. Versuchte sie und mich mit großen, zum Teil lächerlichen Gesten davon zu überzeugen, dass alles noch im Lot war.
    
    Das war eigentlich die schwerste aller Trennungen gewesen. Für beide. Weil wir beide an die Ewigkeit des Gefühls, dessen, was wir als Liebe verstanden, geglaubt hatten. Nichts ist schlimmer, als den Glauben zu verlieren.
    
    Schlimmer noch für mich, weil sie nicht lange danach dann wohl tatsächlich ihre ganz große Liebe fand. Wo ich irgendwie immer noch an einen möglichen Neuanfang, trotz dann schon einjähriger Trennung, geglaubt hatte. Dass wir durch die Abwesenheit des Anderen ein Wiederaufflammen des Gefühls erleben konnten. Sie heiratete den Mann sogar kaum ein halbes Jahr später.
    
    Und nun Cindy. Die ganz anders war, als alle Frauen, mit denen ich zuvor zusammen gewesen war. Die auch nicht unbedingt viel Glück mit ihren Partnern gehabt hatte, und voller Selbstzweifel und Ängsten steckte. Aber ...
«12...192021...34»