Prosperos Revier
Datum: 21.04.2019,
Kategorien:
Romantisch
... wirklich nicht zu viel Umstände?"
"Ganz und gar nicht. Wir amüsieren uns königlich zusammen. Er schaut sogar gerne Fußball. Solange ich ihm dabei den Bauch kraule."
"Das lässt er auch nicht bei jedem zu. Okay, ich würde Freitagabend vorbeikommen, so halb sieben, passt das?"
"Sicher. Wir sind hier, die Adresse hast du ja wohl kaum in der Zwischenzeit vergessen."
"Nein, die kann ich mir gerade noch so merken. Prima, ich komme dann rum. Danke dir, Lars. Kraul ihn mal schön von mir."
"Na klar."
Eine schöne Stimme hat dein Frauchen, mein Gutester. Das ist jetzt Auftragskraulen. Nur das du's weißt. Wie hieß sie noch, das muss doch im Mietvertrag stehen... oder lief der auf ihn allein? Na, jetzt kann ich sowieso nicht aufstehen, das bringe ich nicht übers Herz, dich von meinem Schoß zu vertreiben.
Sogar im Arbeitszimmer leistete er mir Gesellschaft. Homeoffice. Der Segen des 21. Jahrhunderts. So konnte ich für eine Firma arbeiten, die achtzig Kilometer entfernt ihren Sitz hatte. Lag gemütlich zusammengerollt in dem Sessel meiner Mutter, den ich dort eigentlich nur abgestellt hatte, bis ich mir überlegt hatte, was ich damit anstellen würde. So irre viel eigene Möbel hatte ich eigentlich gar nicht gehabt, meine alte Wohnung war deutlich kleiner gewesen.
Single seit acht Jahren. Vier davon hatte ich in einer Affäre mit einer verheirateten Frau verbracht. Genialen Sex. Nicht so geniale Gewissensbisse. Immerhin war sie die Frau meines ehemaligen Chefs gewesen. ...
... Dann vor zwei Jahren hatte ich mich von beiden getrennt. Der Frau und dem Chef.
"Bist du vielleicht deshalb hier Bursche? Nette Muschis in der Gegend, die du vermisst hast? Ihr habt's gut. Wenigstens bleibt euch der ganze Beziehungsscheiß erspart."
Prospero sah mich aufmerksam an und streckte sich auf dem Sessel. Scheiße. In ein paar Stunden kommt sie schon. Cindy. Stand tatsächlich mit auf dem Mietvertrag. Erinnerte mich an Cindy und Bert. Meine Mutter hatte mich als Kind immer mit Schlagern gequält. Als Jugendlicher hatte ich dann mit Judas Priest und Motörhead zurückgeschlagen.
Jetzt war ich erwachsen, mochte leisere Sachen. Prospero auch. Ein kultiviertes Katz. Mochte Chopin, oder vielleicht bildete ich mir das nur ein. Auf jeden Fall wirkte er immer besonders entspannt, wenn ich die Nocturnes anhatte.
Ach Kater, Kater. Du wirst mir fehlen. Und unsere relaxten Abende. Die Klingel. Das wird sie sein. Er lief tatsächlich zur Tür, wusste genau, wer da kam. Ist ja irre.
"Hey, immer herein in die gute Stube. Du wurdest gerade schon am Klingeln erkannt."
Er ließ sich sofort auf den Arm nehmen. Das hatte ich noch gar nicht probiert. Hm, kein Wunder. Sah ausgesprochen weich aus und gemütlich aus. Öchött. Ich schätzte sie auf Anfang dreißig. Braunes Haar, so eine Art Prinz-Eisenherz-Frisur. Blitzend weiße Zähne, die offenbar gerne gezeigt wurden, jetzt als Ausdruck der Freude, über das Wiedersehen mit ihrem shakespeareschen Kater.
Ein irrer violetter Mantel mit ...