1. Bewährung


    Datum: 13.04.2024, Kategorien: Romantisch

    ... Küche. Im Aktenraum. Standen uns dort beinahe erschrocken gegenüber. Allein.
    
    Noch nie in meinem Leben hatte ich zuvor derartiges Begehren gefühlt. Sehnsucht nach dieser Frau, nach diesem Körper, der mir so viele schöne Stunden bereitet hatte. Pumpte Erregung und Adrenalin durch meinen. Beschleunigte meinen Herzschlag auf ungesunde Werte.
    
    Dieser Blick. Wussten wir in diesem Moment, dass es uns beiden so ging. War das so richtige Nein schon wieder kurz davor, umgestoßen zu werden. Sie hätte es nur sagen müssen. Das wusste sie genau. Oder etwas tun. Beides unterließ sie. Für den Moment.
    
    Ich beeilte mich, meine Akten einzusortieren, und floh förmlich aus dem Raum und der Situation. Oh mein Gott. Es würde schiefgehen. Es würde wieder passieren. Es war mir völlig klar. Warum? Ich liebte Anette, meine Frau. Irgendwie. Manchmal war ich mir nicht hundertprozentig sicher.
    
    Meine Kinder liebte ich ganz eindeutig. Meine Familie. Die gefährdete ich gerade. Setzte ich aufs Spiel. Warum? Meine Gedanken schweiften zu Jochen ab. Beim ihm war so eine Geschichte schiefgegangen. Er hatte eine Affäre, seine Frau es rausbekommen und ihn vor die Tür gesetzt.
    
    Geschieden waren sie noch nicht. War traurigerweise wohl nicht einmal mehr nötig. Krebs im Endstadium. Diesem jungen Ding hatte er davon erzählt. Warum nie mir? Für mich war er mehr als nur ein Kollege gewesen. Schon irgendwie ein Freund.
    
    Auch der Einzige, der von meiner Affäre mit Anna-Katrin wusste. Bemerkt hatte er nichts. ...
    ... Ich hatte es ihm erzählt, als das mit seiner Frau passiert war. Vor allen zu verbergen, was zwischen uns ablief, war richtig Stress gewesen.
    
    Zuhause war es am Abend nicht weniger stressig. Meine beiden sechs- und achtjährigen Jungs sorgten für ordentlich Alarm. Anette hatte schlechte Laune. Ich unterstützte sie, so gut ich konnte, aber viel von der Erziehung und der Organisation unserer Familie blieb an ihr hängen. Sie arbeitete nur halbtags.
    
    Als wir die Racker endlich im Bett hatten, haute sie sich erschöpft auf das Sofa und machte den Fernseher an.
    
    "Ich fahr noch ne Runde."
    
    "Jetzt noch? Es ist halb neun."
    
    "Ist doch immer noch hell, und außerdem noch richtig schön draußen. Vielleicht besuche ich Logen noch, der hat doch mehrere Mietshäuser, eine meiner Probandinnen braucht dringend eine Wohnung."
    
    "Du brauchst mir keine Geschichten zu erzählen, wenn du lieber einen trinken gehen willst als die Zeit mit mir zu verbringen. Mein Gott, mach doch, was du willst."
    
    Sinnlos, da jetzt noch weiter drüber zu reden. So fühlte ich mich oft bei Gesprächen mit ihr. An einem nur zu bekannten Punkt der Frustration angekommen. Der Sprachlosigkeit. Dabei hatte ich nicht gelogen. Ludwig, den wir nur Logen nannten, hatte vielleicht was für Sophie, oder kannte jemanden.
    
    Und ein kurzer oder längerer Ritt auf meiner Maschine würde mich wirklich entspannen. Nichts brauchte ich in diesem Moment mehr. Meine alte Harley hatte ich verkauft, als wir heirateten und Steffen auf dem ...
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