Wiener Epigramm - oder: Die Lust an der Lust
Datum: 30.05.2024,
Kategorien:
CMNF
... waren. Außerdem hatte Schickedanz Blätterteigkolatschen gekauft, keine aus Plunderteig. Und anstatt sich für diesen Fauxpas zu entschuldigen:
"Es wird gegessen was auf'n Tisch kommt, solange ihr bei mir arbeitet. Könnt's froh sein,wenn ihr überhaupt was kriegt, ihr zwei Dödel!", schnaufte ihr Chef und ließ seine 123 Kilo auf den Klappsessel am Halleneingang krachen, so dass dieser gefährlich knarrte.
Das war das allgemeine Zeichen, dass es jetzt losging. Schickedanz würde ihn wieder irgendeinen Schmarrn erzählen, der keinen interessierte! Leopold erhob sich hastig von seinem Lager, aus zwei alten Lastwagenreifen und sagte: "Bevor ich's vergess', ich muss ja noch die Batterien sortieren, AA und AAA, ihr versteht?!" Dann ging er.
Dieser Hund! Jetzt war er allein mit Schickedanz.
Dieser fing gleich an: "Stell dir vor, Beppi, was ich gestern im Fernseher gesehen hab!"
"Sag! Ich bin schon ganz gespannt, Alfred!", gähnte Josef.
"Dieser Steinzeitfilm da, mit dem Jack Black, wo's so Neandertaler spielen!"
"Ja, und...?"
"Kennst du Olivia Wilde?"
"Nein nicht persönlich!"
"Die is' scho geil, oder?"
"Ja kann sein!"
"So ein Mordshase!"
"Was du nicht sagst!"
"Findest du sie auch geil?"
"Ja, ungemein! Sicher eine wunderschöne Frau mit der Anmut einer Gazelle, dem Lächeln der aufgehenden Sonne, dem stolzen Antlitz einer Amazonenfürstin, hübsch und zugleich kühn, weich und doch hart und unverwüstlich, gleich der Athene von...!"
Da wurde es ...
... Schickedanz zu bunt.
"Sag einmal, verkohlst du mich?", bellte er verstimmt.
Dabei kannte Josef durchaus eine Frau, die den eben genannten Eigenschaften entsprach!
Sie war Schauspielerin am Burgtheater, eine sagenhaft schöne Frau, noch ziemlich jung für Darstellungen auf dem Niveau, so Mitte 20 wie er auch.
Er hatte sie in einer Theaterübertragung gesehen, und seitdem ließ sie ihn nicht mehr los. Obschon er sich natürlich seiner geringen Chancen bewusst war, verbrachte er in Gedanken so manche schöne Stunde mit ihr. Aber wie hieß es so traurig: Träume sind Schäume!
Wojciech hatte die Spiegeleier mit Speck liebevoll auf den IKEA-Tellern platziert und lächelte die noch etwas verschlafene Anna zufrieden an.
"Schatzki, ich muss jetzt dann los, Reha-Training beim Physio! Lass dir die Eier schmecken und ich hab dir auch noch einen frischgepressten Passionsfruchtsaft gemacht, schau!", er stellte ein Glas mit roter Flüssigkeit auf den modischen Küchentisch.
Obwohl das ja noch nie Annas Art gewesen war, irgendwie begeisterte sie dieses spontane, ungezwungene One-Night-Stand mit dem Fußballer, so sehr sogar, dass sie, unter jeglicher Missachtung ihres Diätplanes und mit atemberaubender Geschwindigkeit, die ganze Portion in sich hineinstopfte.
Sie freute sich schon auf den Abend, dann würden sie in dieses englische Kino in der Mariahilfer gehen.
Plötzlich klingelte ihr, mit Swarovski-Steinen verziertes Smartphone: Es war ihr Agent, Sarvaz.
"Hallöchen, ...