1. Strömlinge


    Datum: 13.06.2024, Kategorien: CMNF

    Es war einmal in einem fernen Land, in einer fernen Zeit, da brauchte man Goldstaub, um einen Handwerker zu sich nach Hause zu locken. Tropfender Wasserhahn, lose Fliesen, verstopftes Rohr, undichtes Dach, klappernde Fenster, röhrender Auspuff, qualmender Kamin - was auch immer kaputt gehen konnte - das Motto lautete: „Do it yourself“.
    
    Also mach´s dir selber
    
    - oder besorge dir genügend Goldstaub.
    
    Nun kann man sich ja gewisse Dinge mit relativer Leichtigkeit selber machen, mit der Hand oder den Händen sozusagen. Aber das war ja in diesen Fällen nicht wirklich hilfreich. Wem, wie zum Beispiel mir, handwerklich zwei linke Pfoten gewachsen waren, der war gnadenlos auf fachmännisches Know-how angewiesen. Doch die Meister und Gesellen waren nahezu allesamt in ihren Produktionsgenossenschaften (PGH) fest integriert und streng planwirtschaftlich koordiniert
    
    .
    
    Natürlich, es gab schon den Einen oder den Anderen, der auch nach Feierabend noch seine geschickten Händchen wirbeln ließ. Keine Schwarzarbeit –
    
    Himmel, nein! Nachbarschaftshilfe, Freundschaftsdienste, Hobbyausübung - diese und ähnliche Wortschöpfungen flutschten da doch schon sehr viel angenehmer ins Ohrmuschelchen.
    
    Aber allerdings, na ja, da war doch noch die Sache mit dem Goldstaub. Devisen, West-Mark, Forum-Schecks
    
    -
    
    so und ähnlich hießen in dieser fernen Zeit in jenem fernen Land die Edelsteine, mit denen man fast jeden Handwerker zu nachbarschaftlichen Freundschaftsdiensten im Einklang mit der ...
    ... Ausübung seines Hobbys hinter dem Ofen hervorlocken konnte.
    
    Wir, meine Frau und ich, hatten keine dieser gebratenen Täubchen aus dem Schlaraffenland aufzuweisen. Was wir allerdings hatten, war ein kleines, von der Oma ererbtes Häuschen, an dem so gut wie alles einer Reparatur oder Erneuerung bedurfte. Die Hütte war vermutlich im Jahre eins nach Christus erbaut und seitdem von niemandem mehr angerührt worden, außer vom Zahn der Zeit, der mit viel Fleiß und großem Erfolg an ihr herumgeknabbert hatte. Wir brauchten also dringend Handwerker und zwar gleich aus mehreren Gewerken! Aber wie sollten wir das anstellen ohne den nötigen Goldstaub?
    
    Und ganz plötzlich, eines Abends, als ich mit ein paar Kumpel in der Kneipe saß und schon vier oder fünf schwarze Bierchen intus hatte, fiel eine – wie ich fand – gigantische Idee über mich her. Ich erinnerte mich an einen Vorfall, der schon ein paar Monate zurücklag und über den man im Dorf heute noch lachte.
    
    Elena, meine holde Gattin, hatte damals die Hecke vor unserem bescheidenen Grundstück beschnitten. Solcherart handwerkliche Lappalien konnten wir gerade noch ganz gut selbst bewerkstelligen. Da es ein äußerst heißer Tag war und wir außerdem sehr abgelegen wohnen, verzichtete sie auf überflüssige Kleidung und trug lediglich einen Bikini.
    
    Na ja, „Bikini“ ist vielleicht doch ein
    
    ganz klein wenig übertrieben. An dem Teil war eigentlich allein der Preis groß, wie ich vom Hörensagen wusste. In Wirklichkeit handelte es sich oben ...
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