1. Männergespräch


    Datum: 21.07.2024, Kategorien: Hausfrauen

    ... Haut.
    
    Als Wolfgang kurz nach 18 Uhr die Haustür aufschloss, rief seine Frau ihm aus dem Wohnzimmer zu: „Ich bin hier! Bitte komm endlich und sage mir, was so wichtig ist, dass wir das Gespräch nicht auch später führen können. Ich bin doch in ein paar Stunden wieder zurück."
    
    Wolfgang stellte in aller Ruhe seine Aktentasche ab, zog sein Jackett aus und hing es an der Garderobe auf. Dann verriegelte er die Haustür, denn er wollte nicht, dass Sabine wegging, bevor er alles gesagt hatte, was zu sagen war. Erst dann ging er zu seiner Frau. Als er sie auf der Couch sitzen sah, bekam er Bedenken, dass er vielleicht den Kampf um sie doch schon verloren haben könnte. Sabine war so aufreizend gekleidet und geschminkt wie seit ihrem letzten Hochzeitstag vor fünf Monaten nicht mehr. Sie trug an diesem Tag -- wie heute auch -- das gleiche schwarze, eng anliegende Etuikleid, das eine Handbreit über ihren Knien endete. Der tiefe V-Ausschnitt zeigte mehr von ihren Brüsten und ihrem Spitzen-BH, als ihm in diesem Augenblick lieb war. Heute trug sie keine Strümpfe. Ihre Füße steckten in offenen, hohen, schwarzen High Heels mit Stiletto-Absätzen. Sie bot einen atemberaubenden Anblick.
    
    „Nun komm!", drängte sie ihn. „Was ist denn so wichtig?"
    
    Er setzte sich auf den Sessel ihr gegenüber und begann zu sprechen: „Markus hat mir erzählt, dass er von dir alles über dich, über unsere Ehe und mich weiß und er deshalb in uns lesen kann wie in einem offenen Buch. Du hattest ihn kontaktiert, ...
    ... als Burn-out-Syndrome für dich offensichtlich waren, und bist mit ihm bis heute in Kontakt geblieben. Ich weiß, dass wir beide durch meine Krankheit eine kaum tragbare Zeit hatten, aber wir haben sie gemeinsam durchgestanden. Du hast in diesen Jahren nicht nur meine Depressionen ertragen, sondern mich auch immer wieder durch deine Liebe aufgefangen, wenn ich nicht mehr weiterwusste. Du weißt gar nicht, wie oft ich davor war, vom Hochhaus zu springen. Deine Liebe allein hat meinen Freitod verhindert.
    
    Markus versuchte mir weiß zu machen, dass du mich mit ihm in diesen Jahren emotional betrogen hast, weil du ihm ohne mein Wissen buchstäblich alles über uns erzählt hast. Du hast ihn um seine Meinung gefragt und seinen Rat eingeholt. Er war deine Hauptansprechperson. Wenn das so stimmt, hört es sich für mich verdammt schlecht an. Aber selbst wenn es stimmen sollte, bin ich mir sicher, dass du mich mit ihm nicht gefühlsmäßig betrogen hast. Ich war dir in dieser Zeit keine Hilfe, hatte selten ein offenes Ohr für dich und für deine Belange, Ängste und Nöte. Ich konnte dich nicht unterstützen, da ich mich selbst ständig infrage gestellt hatte. Deshalb wage ich die These, dass du uns und mir nicht lange hättest helfen können, wenn du nicht einen Menschen gehabt hättest, dem du dein Herz hättest ausschütten können. Insofern hast du mich nicht betrogen, sondern uns beide gerettet. Da Markus Paar- und Psychotherapeut ist, wie er mir sagte, war er für derartige Gespräche natürlich ...
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