1. Männergespräch


    Datum: 21.07.2024, Kategorien: Hausfrauen

    ... sagen konnte, berichtete Sabine: „Markus hat sich bei mir gemeldet. Er wohnt seit einer Woche auch in Hamburg, nachdem er die letzten 15 Jahre in den USA gelebt und gearbeitet hatte. Er ist Psychotherapeut und hat sich hier in eine Praxis eingekauft. Markus hatte immer noch meine Mobilfunknummer von damals und hat mich vorhin angerufen und gefragt, ob wir uns auf ein Abendessen treffen können, um über alte Zeiten zu quatschen. Ich wollte ihm nicht zusagen, ohne mich vorher mit dir darüber abgestimmt zu haben."
    
    Hatte Sabine bislang nüchtern neutral gesprochen, änderte sie nun ihre Sprachmelodie in eine freudig erregte. „Darf ich ihn sehen? Bitte bitte! Du kannst auch mitkommen, wenn du willst."
    
    Wolfgang antwortete, ohne zu zögern oder groß darüber nachzudenken: „Natürlich kannst du dich mit ihm treffen. Was sollte ich dagegen haben? Für wann seid ihr denn verabredet?"
    
    „Gegen 19 Uhr im Paradiso in Altona", antwortete sie.
    
    „Da müsste ich ja im Feierabendverkehr quer durch Hamburg fahren", kommentierte Wolfgang das Gehörte. „Das schaffe ich nicht, rechtzeitig dazuzukommen. Da musst du leider ohne mich hingehen. Aber du bist groß, das schaffst du schon", flachste er nur, um sofort zu ergänzen: „Ich wünsche dir viel Spaß. Und wenn du nicht noch etwas Wichtiges und Dringendes auf deinem Herzen hast, muss ich jetzt zurück in meine Sitzung. Meine Kollegen warten bestimmt schon auf mich. Auch sie wollen Feierabend machen."
    
    Mit einem „Ich-liebe-dich" beendete Sabine das ...
    ... Telefonat.
    
    „Das wäre erledigt", sagte sie und atmete dabei übertrieben tief aus.
    
    „Warum hast du ihm denn angeboten, dass wir uns zu dritt treffen können?", wollte ihr Gegenüber, der kein anderer als ihr Ex-Verlobter Markus war, von ihr wissen.
    
    „Weil ich vor ihm keine Geheimnisse und nichts zu verbergen habe", erwiderte sie.
    
    „Sabine, solche Sprüche höre ich oft genug in meiner Praxis. Du weißt doch, dass ich mich auf Paartherapie spezialisiert habe. Du hast deinen Mann gerade dreist angelogen und damit definitionsgemäß betrogen."
    
    „Das stimmt nicht!", entgegnete sie empört. „Es gibt doch keinen Zweifel daran, dass ich dich acht Jahre lang nicht getroffen habe. Mehr habe ich ihm auch nicht gesagt. Ich habe nicht behauptet, dass ich mit dir keinen Kontakt hatte. Ich habe ihm nur nicht gesagt, dass wir, seit ich den Verdacht hatte, dass er an einem Burn-out-Syndrom leiden könnte, miteinander chatten und kommunizieren. Da er danach nicht gefragt hat, habe ich ihn auch nicht belogen. Ich habe es ihm nur nicht gesagt.
    
    Und wenn er hätte mitkommen wollen, wäre es mir auch recht gewesen. Du warst mal mein Verlobter, bis du anderen Frauen deine Gunst erweisen musstest. Trotzdem sind wir nicht im Streit, sondern als Freunde auseinandergegangen. Um das zu beweisen, habe ich dich zu meiner Hochzeit eingeladen. Das weiß Wolfgang doch alles. Wir wollen doch nur reden und er hätte sich gerne an unserem Gespräch beteiligen können."
    
    Sie seufzte, als sie fortfuhr zu sprechen: ...
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