1. Männergespräch


    Datum: 21.07.2024, Kategorien: Hausfrauen

    ... „Ich habe meinem Mann 2002 ein Treuegelübde gegeben. Ich habe es nie gebrochen. Ich habe ihn nicht betrogen. Sind wir uns da einig?", fragte Sabine provokativ und bestimmend.
    
    Markus wusste genau, dass das, was ihn und seine Ex schon seit Jahren verband, durchaus Ehebruch war. Zwar hatten sie noch keinen Sex, aber sie waren, ohne dass ihr Gatte das wusste, in regelmäßigen Kontakt und hatten dabei höchst private und vertrauliche Informationen ausgetauscht.
    
    Sabine hatte auf ihr Treueversprechen hingewiesen und dass sie es nicht gebrochen hätte. Markus erinnerte sich noch sehr genau an den Wortlaut des üblichen Eheversprechens, das sie Wolfgang kurz vor dem Tausch der Ringe gegeben hatte: „Ich verspreche dir die Treue in guten und in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens."
    
    Wenn er Sabine und Wolfgang therapieren müsste, würde er dieses gegenseitig gegebene Treueversprechen mit dem Paar analysieren. Für Sabine war die versprochene Treue nur die Treue, keinen körperlichen Sex mit anderen Männern haben zu dürfen. Höchstwahrscheinlich liebte sie ihren Mann. Aber sie achtete ihn nicht in dem Maße, in dem es eine Ehefrau tun müsste. Sie hatte Wolfgangs blindes Vertrauen ihr gegenüber ausgenutzt und neben ihrer Ehe seit Jahren eine bislang nur emotionale Verbindung zu ihrem Ex etabliert.
    
    Ende 2010
    
    Sabine hatte Markus Ende 2010 angerufen, als ihr Mann erste Anzeichen ...
    ... psychischer und psychosomatischer Störungen zeigte. Am Anfang fielen ihr nur kleine Veränderungen in dem Verhalten ihres Mannes auf. Sie maß ihnen keine größere Bedeutung bei. Aber im Laufe der Zeit entwickelte Wolfgang eine immer negativere, distanziertere, zynischere Einstellung gegenüber seinen Kollegen, Schülern und ihr gegenüber. Daneben war er anhaltend müde und klagte über körperliche und über emotionale Erschöpfungszustände.
    
    Er fing an, sich mit ihr über Kleinigkeiten zu streiten und zog sich immer mehr von ihr zurück. Bald war er auch an Sex mit ihr nur noch selten interessiert. Zuerst dachte Sabine, dass ihr Mann ein Verhältnis hätte und er sie deshalb mied. Doch diese Überlegungen verwarf sie schnell, denn sie war sich sicher, dass ihr Mann sie niemals betrügen würde. Erstens liebte er sie abgöttisch und vor Beginn seiner Probleme bewies er es ihr auch täglich durch sein Handeln, durch die vielen kleinen Gesten und liebevollen Nettigkeiten, die er ihr fast täglich angedeihen ließ. Und zweitens hätte er sie einfach nicht anlügen können. Von seinem Wesen her war Wolfgang gradlinig, analytisch, ehrlich und fair. Also musste es andere Gründe geben, die die Änderungen, die er durchmachte, erklären konnten. Sabine recherchierte und kam zu dem Entschluss, dass Wolfgang am Anfang eines Burn-outs stand. Sie konfrontierte ihn mit ihrer Diagnose. Da er sich weigerte, seine Probleme einzugestehen, verstand er auch nicht, wie sie zu ihrer Einschätzung gekommen war und meinte nur ...
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