1. Lucia und die Treppe


    Datum: 03.08.2024, Kategorien: Romantisch

    ... jetzt machen? Packen? Mein Magen war ein einziges Loch und meine Stimmung im Keller. Ich fühlte mich wie gerädert. Ich könnte doch morgen packen! Ich legte mich so, wie ich war, auf das Bett. Natürlich kam ich nicht in den Schlaf. Also stand ich wieder auf und packte doch meinen Koffer. Nun war alles fertig. Schlafen konnte ich trotzdem kaum, erst gegen Ende der Nacht, und dann riss mich der Wecker aus dem Traum. Ich träumte Lucia und ich fuhren Rad, ich vorneweg. Plötzlich robbte sich etwas aus dem Gebüsch am Weg vor mir. Ich dachte erst ein Bär, aber dann sah ich, es war ein Wolf. Er setzte sich hin. Ich stoppte, drehte das Rad um und fuhr zurück. Im Traum dachte ich daran, dass man eigentlich nicht fliehen soll bei so was, aber der Traumwolf wusste wohl nicht, dass er mich dann jagen muss. Hinter (also jetzt vor) mir war auf einmal auch ein Wolf, der auf dem Weg saß. Ich umfuhr ihn auf der Wiese daneben. Aber wo war Lucia? Eben war sie doch noch hinter mir? Nirgends zu sehen. Ich rief, also ich versuchte es, aber kein Ton kam aus meinem Mund. Dann klingelte der Wecker. Scheiß-Traum. War doch ehh schon schwer genug!
    
    Ich stand auf, duschte, machte mich fertig. Dann aß ich noch Frühstück und verabschiedete mich von der Vermieterin. Viel hatte sie mich ja nicht gesehen in der Zeit.. Dann schnappte ich mir meinen Koffer und ging zur Bushaltestelle. Ziemlich traurig. Natürlich war keine Lucia da. Nach einer Viertelstunde und für italienische Verhältnisse super pünktlich fuhr ...
    ... der Bus vor. Ich stieg ein, kaufte meine Fahrkarte, und setzte mich rein. Der Bus war nicht voll. Ich ging ganz nach hinten. Dann fuhr der Bus los. Ich ließ noch einmal meine Blicke schweifen. Da, in dem weißen Kleid! Das war Lucia! Dort, neben dem Brunnen! Sie stand einfach nur da und sah dem Bus hinterher. Und ich sah Lucia hinterher. Ein Winken hätte sie sowieso nicht gesehen. Ich schaute zurück, erst wurde Lucia immer kleiner, dann war sie nur noch ein weißer Klecks, dann verschwand der Bus hinter der Kurve der Küstenstraße. Und mit ihr die Hoffnung, dass es vielleicht doch noch ein gutes Ende nehmen würde.
    
    Das gute Ende und Happy End gab es dann zwar tatsächlich, aber erst viel später. Und auch nicht mit Lucia. An fing es mit meiner Frau, die ich vier Jahre später kennenlernte. Marcella, Eine Deutsche italienischer Abstammung. Sie hatte eine Narbe im Gesicht von einem Unfall, was wohl dazu führte, daß sie noch übergeblieben war. Also keinen Mann hatte. So eine Entstellung war ich ja schon von Lucia gewohnt, das schreckte mich nicht. Unsere erste Tochter nannten wir Lucia. Ich habe Marcella natürlich vorher von Lucia erzählt. Nicht alles natürlich, die schweinigsten Sachen hatte ich weggelassen. Genau diese Sachen machte Marcella dann aber trotzdem mit mir. Sie hatte riesigen Nachholbedarf. Die zweite Tochter nannten wir dann Lucy und die jüngste Lucielle. So fingen zwar alle Namen mit Lu an und waren dem Namen Lucia recht ähnlich, aber jeder klang eigen und man konnte ...