1. Der Schmied


    Datum: 24.10.2018, Kategorien: Sonstige,

    ... mich mit leicht geneigtem Kopf und frage mich, ob ich schon immer Bote gewesen sei.
    
    Was sollte ich lügen, sie sah es sowieso und mein Reden war nicht gerade flüssig von den Lippen gekommen. Ich verneinte es und sagte offenherzig, dass ich eigentlich Bauarbeiter sei. Sie lachte laut auf, ohne dabei Freude auszudrücken. Ihr Freier wagte es also ihr einen einfachen Bauarbeiter als Boten zu schicken, so viel wert sei sie ihm also. Eine Beleidigung sei es in größtem Maße. Sie fragte mich dann, ob ich nicht noch mehr wüsste, als das was mir aufgetragen worden war. Etwas was sie über ihren Zukünftigen wissen sollte. Ich verstand sie nicht gleich. Sie fragte mit einfacheren Worten.
    
    Sie wollte wissen, wie er es zum Beispiel mit den Frauen hielt und ob diese dann glücklich seien. Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. Ich hatte seinen Stammbaum bis zehn Generationen zurück aufsagen können, aber das, was sie wissen wollte, konnte ich einfach nicht wissen. Ich sah Marissa an und suchte fieberhaft nah einer Antwort. Sie befahl, dass ich frei sprechen sollte, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und kam langsam auf mich zu. Nur zwei Schritte vor mir stand sie und blickte mir tief in die Augen. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren und fand doch keinen roten Faden. Sie deutete mir an mich doch zu setzen, denn so ließe sich besser unterhalten.
    
    In einem großen Lehnstuhl nahm ich Platz und sie setzte sich auf einen kleineren direkt vor mir. Dann befahl sie ihrer Beschützerin ...
    ... sich so weit zurückzuziehen, dass sie nichts mehr hören konnte, wenn wir leise sprachen. Der Wein, den ich getrunken hatte, tat seine Wirkung und so viel es mir leichter zu sprechen. Ich grub tief in meinen Gedanken und begann mir eine Geschichte auszudenken. Ich erzählte ihr von einigen Frauen, die er gehabt hätte. Einer Magd, einem Burgfräulein und anderen. Bei einigen hätte ich zufällig gehört, dass sie ganz und gar nicht zufrieden gewesen sein mit seinen Liebeskünsten. Er sei zu schnell, zu grob und nachlässig gewesen, nur auf seinen Vorteil bedacht. Außerdem sei er nicht sonderlich gut gebaut wurde behauptet.
    
    Ich dachte das Marissa diese letzte Bemerkung schockieren würde, doch eher das Gegenteil war der Fall. Sie lachte kurz auf, jedoch jetzt mit einem ehrlichen Gesicht dazu. Als wenn sie es sich nicht schon gedacht hätte, war ihre Antwort, so ähnlich hätte man es ihr schon berichtet. Dies wiederum brachte ein Grinsen auf mein vorher so ernstes Gesicht. Ich hatte, ohne es zu wissen die richtige Richtung eingeschlagen. Jetzt würde ich in ihren Augen als glaubwürdig gelten. Neugierig geworden wollte sie dann wissen ob alle Männer am Hofe ihres Freiers so sein oder ob er die Ausnahme sei. Ich sagte ihr, dass ich nicht für andere sprechen könne, da ich es nicht wüsste. Dann sagte ich ihr, dass es sicher auch andere gäbe, mir es aber eben nicht bekannt sei, da ich in diesen Kreisen keinen Zugang hätte. Marissa beugte sich zu mir und flüsterte etwas ins Ohr, was ich nicht ...
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