1. Der Schmied


    Datum: 24.10.2018, Kategorien: Sonstige,

    ... es etwa bis zur Mitte des Winters weiter. Ich wurde schneller, konnte besser seine Schläge parieren, selber bessere Schläge setzten.
    
    Dann, eines Tages wechselte Johannes die Knüppel gegen Stahlstangen aus. Woher er diese hatte, wusste ich nicht, aber er meinte, sie hätten das Gewicht von Schwertern.
    
    Hätte ich gewusst, wie schwer solche Stangen werden können, wenn man sich verausgabte, wäre ich zum Anfang besonnener gewesen. So konnte Johannes mich immer wieder ins Leere laufen lassen und darauf warten, dass ich vollkommen erledigt war. Dann setzte er zu einer einzelnen Parade oder Finte an und schon wäre ich aufgespießt worden. Zwischendurch brachte er mir noch bei, wie man sich mit allem Möglichen verteidigen konnte oder auch angreifen.
    
    So verging ein Jahr und Einweiteres. Jetzt ging mir auch auf, was mein Vater und die anderen falsch gemacht hatten. Wenn ich jetzt ihre Waffen in der Hand hielt, ob eine Mistgabel, einen Dreschflegel oder sonst etwas, konnte ich damit umgehen. Sie hatten jetzt aus meiner Sicht gesehen wirklich keine Chance gehabt. Dabei wunderte mich wirklich, dass sie überhaupt jemanden erwischt hatten.
    
    Johannes meinte nur dazu, dass die eben zu dumm gewesen waren. Wer blind losstürmt, verliert ein Auge für das wesentliche oder eben sein Leben. Sein Motto war einfach.
    
    Kämpfe, wenn es sich zu kämpfen lohnt, wenn nicht, dann laufe, laufe schnell und weit. Helden sterben früh, darum sind es Helden. Andere sterben friedlich im Bett bei der ...
    ... Liebsten.
    
    Wenn er davon sprach, musste er immer grinsen.
    
    Etwa jedes viertel Jahr kam einmal ein Wagen, auf den wir die Holzkohle verluden. Johannes meinte nur, dass der Mann ein befreundeter Schmied war. Das er für die Kohle Geld bekam sah ich nie. Johannes brauchte anscheinend wirklich keines und war damit zufrieden, was er hatte. Das Einzige was er ab und zu bekam waren ein paar Bahnen Stoff aus denen Johannes entweder neue Kleidung herstellte oder Flicken für die alten herstellte.
    
    Der Schmied sah mich jedes Mal befremdlich an, sagte aber keinen Ton zu mir, wobei er auch mit Johannes nur wenige Worte wechselte. Trotzdem konnte man sehen, dass sie sich schon länger kannten. Sie verstanden sich auch ohne Worte.
    
    Die übrige Zeit blieben wir vollkommen alleine. Irgendwann, nach zwei Jahren schaffte ich es dann wirklich, Johannes das erste Mal in Bedrängnis zu bringen. Allerdings nur, weil ich unfair kämpfte. Er lachte auf einmal auf, denn es schien ihn zu amüsieren, dass ich mir die Freiheit genommen hatte.
    
    Es fiel mir erst jetzt auf, aber es war das erste Mal, solange ich hier war, dass Johannes überhaupt lachte und während meine simulierte Klinge an seinem Hals klebte, begann ich ebenfalls zu lachen. Das nutzte er aber so aus, dass er mir in die Weichteile trat. Als ich immer noch gekrümmt auf dem Boden lag und nach Luft jappste hielt er mir seine Hand hin und meinte. Ja, Martin, mehr kann ich dir nicht beibringen. Alles anders ist Übung. Pass aber auf, dass dir nicht ...
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