Der Schmied
Datum: 24.10.2018,
Kategorien:
Sonstige,
... würde.
Schon wenige Wochen später wollte ich aufbrechen, konnte mich aber nicht dazu durchringen. Alois war krank geworden und erschien nur noch selten in der Schmiede. Wenn hatte er große Schmerzen und sagte mir nur noch, was ich wie machen sollte. Er nahm immer mehr ab und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
Später kam es soweit, das er nur noch im Bett liegen konnte. Der gerufene Bader fand einfach kein Mittel gegen die Krankheit. Pillen und schröpfen brachten keine Heilung. Ich hatte sogar den Eindruck, dass es ihm nach der Behandlung noch schlechter ging als zuvor. Mit den Tagen und Wochen dämmerte er nur noch dahin.
Barbara konnte auch nicht viel helfen, sie kümmerte sich liebevoll abwechselnd mit ihren Töchtern um ihn. Ich werde wohl nie erfahren, was er hatte, denn der Bader gab ihn sehr schnell auf und so kam es, dass er eines Morgens seine Augen nicht mehr aufschlug.
Große Trauer herrschte im Haus und ich fühlte mich dazu verpflichtet, weiter bei der Familie zu bleiben. Sie hatten sonst niemanden, und wenn ich es mir genau überlegte, konnte ich auch so lange dort bleiben, bis sich eine Lösung anbot.
Die Tage waren wärmer geworden und so mussten wir möglichst schnell die Beerdigung vollziehen. Auf dem kleinen Friedhof bekam er ein schlichtes Grab, auf dem ich ein selbst geschmiedetes Kreuz pflanzte. Diese Art Schmiedearbeit hatte ich zuvor noch niemals gemacht und ich war ein wenig stolz darauf, dass ich es ohne seine Anweisung geschafft ...
... hatte.
Es war nicht besonders schön, denn in solchen Dingen hatte ich keine Erfahrung, doch hatte ich meine ganze Liebe zu hineingesteckt und so wurde es das erste Kreuz auf dem Friedhof, das geschmiedet war. Ich fand es nicht besonders gelungen, doch andere waren wohl anderer Meinung, denn auf diese seltsame Art erschloss sich mir eine neue Einnahmequelle. Denn später schmückten viele Grabmale aus Eisen und Stahl die Gräber, sodass ich sie sogar über die Grenzen unseres Dorfes verkaufen konnte. Später, als ich in dieser Kunst ausgereifter war, fertigte ich ein Neues für das Familiengrab, das zu einer kleinen Berühmtheit wurde und so kamen sogar Menschen von weit her, um es zu bestaunen.
Nun war ich der Mann im Hause. Alleine mit sechs Frauen. Dieser Gedanke drang nach der Beerdigung in mein Gehirn. Die Last der Verantwortung schien mich mit einem Mal erdrücken zu wollen. War mir doch zuvor dieses nicht wirklich bewusst gewesen. Ich konnte hier gar nicht mehr weg. Zu sehr war ich inzwischen in diese Familie eingebunden und sah sie schon fast als meine eigene an.
Mir wurde so schwindelig aufgrund der Verantwortung, die ich mir selber auferlegt hatte, dass ich auf dem Heimweg fast zusammengebrochen wäre. Die Menschen dachten, dass es die Trauer war, die mich überfiel, und hatten großes Mitleid mit mir.
Am Abend wurde das Essen in vollkommener Stille abgehalten und wir gingen zeitig zu Bett, um wenigstens etwas Ruhe zu bekommen und neue Kräfte zu sammeln. In der ...