Der Schmied
Datum: 24.10.2018,
Kategorien:
Sonstige,
... Dunkelheit konnte ich leise weinen und schniefen vernehmen, das mich wach hielt. Ich hatte, glaube ich, irgendwie noch gar nicht richtig verstanden, was passiert war und was auf mich nun zukam, wenn ich blieb.
Da ich so nicht schlafen konnte, nahm ich meine Decke und Matratze und schlich mich in die Schmiede. Dort bettete ich mich neben der Esse und überließ mich hier der Trauer. Ich bekam gar nicht mit, dass die Tür kurz aufging und genauso schnell wieder zugezogen wurde. Erst als sich jemand an der Decke zu schaffen machte, fuhr ich erschrocken zusammen. Ein Finger legte sich auf meine Lippen und deutete mir an, ruhig zu sein. Er wanderte unterstützt durch die anderen zu meinem Hemdrand am Hals und zog daran, um es mir auszuziehen. Wie in Trance stülpte ich es mir über den Kopf und legte mich zurück. Ich hörte etwas rascheln und dann schlüpfte ein warmer Körper unter die Decke und rutschte zu mir. Zwei schmale Arme umschlangen mich und zogen mich zu sich heran.
Zitternde Haut begegnete zitternde Haut und drückte sich dagegen. Alia war wieder bei mir. Sie war gekommen, um uns auf ihre ganz besondere Art und Weise zu trösten. Ich erwiderte ihre Umarmung und klammerte mich wie ein Ertrinkender an sie und beide ließen wir unsere Trauer hemmungslos laufen. Wir hielten uns über eine Stunde lang fest und das salzige Wasser unserer Augen vermengte sich zu einem Fluss des Schmerzes. Doch auch dieser Fluss versiegte und wir fielen in tiefen, dankbaren Schlaf ohne ...
... Träume.
Wie immer erwachte ich alleine. Wie Alia es machte ohne mich zu wecken, aufzustehen und früher wach zu sein als ich, kann ich nicht sagen, jedoch sollte uns diese Nacht noch stärker aneinander binden. Wir waren seelisch miteinander verschmolzen und ich hatte das Gefühl sie genauso gut zu kennen wie mich selber.
Ich beschloss, mein Nachtlager von jetzt an in der Schmiede aufzuschlagen. Hier war ich alleine und konnte meinen Gedanken nachgehen, ohne von den anderen gestört zu werden. Ich arbeitete wie besessen an der Bearbeitung von Metall, um meine Geschicklichkeit zu verbessern.
Ich frage niemanden danach, ob es überhaupt gewünscht war. Ich blieb einfach und niemand hielt mich davon ab. Es war, als wenn es immer schon so gewesen wäre.
Tag für Tag hatte ich den Eindruck, dass die Dinge die ich herstellte, besser wurden. Nicht nur besser, sondern zugleich auch schöner und so manches Mal ertappte ich mich dabei, wie ich zu lange an einem Stück saß, da ich es mit den Verschönerungen übertrieb. Ich musste mich von dem Werkstück reißen, um es nicht unbrauchbar für seinen Zweck zu machen. Ein Pflugblatt mit Verschönerungen pflügte nicht besser als eines ohne und brachte genauso viel ein.
Wenn ich nicht an der Esse oder dem Amboss stand, saß ich zu gerne auf der Bank vor dem Haus und dachte an gar nichts. Leider war es nicht oft, denn die Zeit war knapp und sieben Mägen voll zu bekommen war nicht einfach, zumal die Frau des Hauses schnell immer älter wurde und die Kräfte ...