Der Schmied
Datum: 24.10.2018,
Kategorien:
Sonstige,
... kochen. Selbst heute noch schmecke ich ihr essen, wenn ich meine Augen schieße und mich konzentriere. Ich glaube oft sogar den Geruch zu riechen, welcher aus den vollen Töpfen kroch. Meistens gab es dicke Eintöpfe, die in einem großen Topf über dem Kaminfeuer zubereitet wurden. Selbst dann, wenn eigentlich immer das Gleiche darin war oder aus Mangel nur wenig an Zutaten zur Verfügung standen, schmeckte es immer gleich gut, nur anders.
Ich denke, dass es an den frischen Kräutern lag, die sie aus jedem Winkel des Tals zusammentrug. Frisch oder getrocknet kamen sie ins Essen und veränderten den Geschmack immer wieder aufs Neue. Wenn es dann einmal Fleisch gab, was meistens nur am Sonntag geschah, zog der Duft oft durch das ganze Haus und verursachte starkes Magenknurren. Man konnte es kaum erwarten den Löffel zu schwingen, um sich die besten Happen zu sichern. Aber selbst das, was dann noch übrig blieb, war überaus köstlich.
Alia ging immer mehr in ihrer selbst auferlegten Rolle als Zweitmutter auf. Die anderen Mädchen hatten großen Respekt vor ihr, obwohl sie ja nicht sagen konnte, was sie wollte oder was ihr missfiel. Ein strenger Blick oder eine erhobene Hand reichte vollkommen aus um Frieden zu stiften, wenn ihre Schwestern sich mal wieder stritten. Ich war bei der Sache sowieso außen vor.
Sozusagen als Ernährer der Familie wagte es keiner etwas gegen mich zu sagen, mit Ausnahme von Barbara. Sie war die unbestrittene Herrscherin des Hauses. Ihr Wort war Gesetz. ...
... Allerdings sagte sie nur sehr selten etwas gegen Alia oder mich. Es ging eher darum, dass sie es zum Beispiel nicht duldete, wenn ich verschwitzt und verdreckt von der Arbeit an dem Essenstisch saß. Ich habe das nur einmal gewagt und sie scheuchte mich sofort hinaus, um mich zu waschen. Ich hätte es nicht gewagt, es noch einmal zu tun.
Eines Abends, wir saßen noch eine Weile ohne besonderen Anlass zusammen, sah Alia mir zuerst tief in die Augen und wandte dann immer wieder ihren Blick, auf die Tür der Werkstatt. Ich verstand nicht gleich was sie damit sagen wollte, aber es dämmerte mir dann doch ziemlich schnell. Ich tat so als wenn ich sehr müde war und ging dann, unter dem Vorwand schlafen zu wollen, zu Bett. Es war auch schon sehr spät und es war nicht verwunderlich, dass die anderen es mir gleich taten.
Etwa eine Stunde später, viel schneller als ich gedacht hatte, kam Alia herein. Ihr erscheinen war für mich wie der Auftritt einer großen Göttin. Nur der Mond gab sein fahles Licht durch das einzige kleine Fenster ab und so konnte ich sie nur schemenhaft sehen. Sie zündete die beiden Kerzen, an die ich im Raum stehen hatte. Da ich geahnt hatte, dass sie erscheinen würde, regte sich schon einiges unter meiner Decke. Wie ein kleines Zelt spannte sich die Decken über meiner aufragenden Männlichkeit.
Ich konnte sehen, dass es ihr nicht entging, denn sie sah an mir entlang und verharrte einen Augenblick mit den Augen auf dieser Beule. Ein Glitzern lag in ihren leuchtenden ...