1. Ungewöhnliche Orte der Lust


    Datum: 10.11.2024, Kategorien: Sonstige,

    ... Menschen, die hier gelebt oder gearbeitet haben?", fragte ich daher und Emma nickte erneut.
    
    Das erklärte auch, warum es weiße Flecken gab. Das Bild war nicht fertig, konnte nie vollendet werden, solange es Burgherren gab.
    
    Sah man genau hin, konnte man auch erkennen, dass der Stil der Malerei kleine Unterschiede aufwies. Verschiedene Künstler hatten über die Jahrhunderte ihre Handschrift hinterlassen.
    
    Nach zehn Minuten stand ich auf, wollte Emma keine Ewigkeit herumstehen lassen. Sie ging vor, als wir den Raum verließen. Wenig später betrat ich einen anderen, in dem ich die Drei vorfand. Sie saßen in gemütlichen Sesseln in einer Bibliothek und unterhielten sich.
    
    "Ah, Ralf, da bist du ja wieder. Wie hat es dir gefallen?"
    
    "Sehr interessant, wirklich. Ich habe noch nie ein derartiges Gedenken gesehen. Du bist übrigens gut getroffen!"
    
    Georg grinste übers ganze Gesicht.
    
    "Erstaunlich, dass du mich erkannt hast. Zu der Zeit war ich wesentlich jünger und agiler als heute. Aber danke, der Künstler war sehr gut, lebt heute noch, auch wenn seine Augen inzwischen gelitten haben. Einen solchen bekomme ich wahrscheinlich nur noch schwer. Das müssen wir ausnützen, solange es geht!"
    
    Ich sah Georg erstaunt an und er schmunzelte übers ganze Gesicht, sagte nichts mehr darüber. Stattdessen stand er auf und verabschiedete sich von uns.
    
    "Es ist spät, die alten Knochen wollen zur Ruhe gebettet werden. Ein Fluch, dass man es nicht aufhalten kann. Emma wird euch zu euren ...
    ... Zimmern geleiten. Ach ja, für dich Ralf habe ich ein neues Kostüm aus unserem Bestand zurechtlegen lassen. Mit dem großen Rotweinfleck sieht es nicht sonderlich gut aus. Schlaft gut und eine angenehme Nachtruhe!"
    
    Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Raum, kurz bevor er an der Tür ankam, wurde diese von Emma geöffnet. Nachdem sie Georg geleitet hatte, kam sie fünf Minuten später zurück und führte uns zu unseren Gästezimmern im privaten Flügel der Burg. Sie waren gemütlich und liebevoll eingerichtete worden, entsprachen von der Möblierung her jeweils einer anderen Zeit. Crissy nahm eines aus dem Jugendstil. Patrizia wurde eines aus dem Rokoko zugewiesen, fürchterlich verspielt, überladen und verschnörkelte in rot und gold gehalten. Ich bekam zum Schluss ein eher Modernes.
    
    Warum auch nicht. Ich ging neugierig hinein und sah mich kurz um. Emma schloss die Tür hinter mir und ich war alleine. Auf einer niedrigen Anziehbank, vor dem hohen Bett, lagen die angekündigten Klamotten, die ich mir neugierig ansah. Sie waren wesentlich besser als meine, aus einem schweren Stoff, der mich an Brokat erinnerte. Dazu die passenden Hosen und Schuhe. Es erinnerte mich ein wenige an die Bekleidung der herrschaftlichen Mumien in der Gruft, jedoch mit Beinkleid. Ich probierte es nicht an, zog mich stattdessen aus und legte mich in das gemütliche, frisch riechende Bett und machte die kleine Lampe aus, die auf einer Nachtkonsole stand. Hier gab es Strom, Georg verachtete nicht jede ...
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