1. Nachholen verpasster Gelegenheiten


    Datum: 07.04.2025, Kategorien: Schwule

    ... gedacht hast, ich könnte..."
    
    - „Ja, aber weißt du, unterbrach ich ihn, außer dem was ich vorhin gesagt habe, nicht jeder kann mit Homosexualität umgehen."
    
    - „Hör mal, wir sind doch nicht mehr im Mittelalter!"
    
    - „Ja, aber es wird in der Gesellschaft immer noch nicht überall akzeptiert. Und wenn du mit diesem Idealbild von 'Mann-Frau-Kinder-Haus mit Garten' aufwächst..."
    
    - „Ich weiß... Du bist der erste Schwule -- verzeih' mir, ich muss mich erst noch dran gewöhnen dich so zu nennen"
    
    - „Leon reicht vollkommen", meinte ich und musste zum ersten Mal in dem Gespräch lachen.
    
    - „Das ist doch ein gutes Zeichen!, meinte Jannis. Also wie gesagt: Du bist der erste Schwule in meinem näheren Umfeld, aber eine entfernte Cousine von mir lebt mit einer Frau zusammen. Völliges Neuland ist das Thema für mich also nicht. Aber was mich mehr interessiert: Hast du zur Zeit was am Laufen?"
    
    - „Nein, aber ich verspreche dir: Wenn sich etwas ergibt, werde ich nicht wieder so lange warten bis ich's dir erzähle!"
    
    - „Das will ich mal hoffen! Und jetzt trinken wir noch was!"
    
    Feiern gehen war jetzt natürlich keine Option mehr. Wir blieben bis weit nach 3 Uhr morgens in der Bar und redeten über dieses und jenes. Auch meine Gayness wurde noch mal Thema. Jannis wollte wissen, wer von meinen Freunden das schon wüsste (einige), wie sie reagiert hätten (gut), ob meine Familie schon Bescheid wüsste (Nein) und ob es tatsächlich den berühmten „Gaydar" gebe (aus meiner Sicht teilweise). ...
    ... Als wir zu fertig waren, um weiter zu reden, gingen wir ins Hostel zurück. Diesmal waren wir die letzten in unserem Zimmer. Und diesmal schlief ich wie ein Stein. Ich war erleichtert und sehr dankbar.
    
    Als ich aufwachte, war Jannis nicht im Zimmer. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon nach 12 war. Ich zog mich schnell an und ging in den Gemeinschaftsraum, wo ich wie erwartet Jannis fand, der mit ein paar Leuten redete. Wir beschlossen, den Nachmittag am Strand zu verbringen und abends feiern zu gehen -- es war ja schließlich Samstag. Jannis hatte von anderen Hostel-Gästen den Tipp bekommen, zum Strand von Guincho zu fahren. Es seien wunderschöne Landschaften mit Dünen und Felsklippen, das sollte man sich nicht entgehen lassen, auch wenn die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwas umständlich sei. Also packten wir unsere Sachen und gingen zum Bahnhof. Auf dem Weg holte ich mir noch eine Kleinigkeit zu essen und einen Kaffee. Ich musste keine lange Überzeugungsarbeit leisten, denn Jannis wusste, dass ich, wenn ich Hunger hatte, unausstehlich war.
    
    Es dauerte gefühlt ewig, bis wir endlich in Guincho waren. Jannis' neue Freunde hatten aber nicht übertrieben: Es war traumhaft schön! Wir verbrachten einen super Nachmittag: Wir gingen in den Dünen und auf den Felsen spazieren, sonnten uns am Strand, aßen und tranken etwas bei einer kleinen Strandbar und wagten uns sogar ein bisschen ins Wasser, auch wenn es noch sehr kalt war. Dabei versuchte ich, meine Blicke ...
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