1. Lisa, Fluch oder Segen


    Datum: 28.05.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... nichts vornehmen. Bist du morgen da?"
    
    Ich nickte und Lisa sprang auf. Dann beugte sie sich herunter, schnappte sich das letzte Stück Schokolade und ging aus dem Raum. Auch dieses Mal war das Zuschlagen der Haustür das Letzte, was ich von ihr hörte.
    
    Jetzt brauchte ich wirklich einen Drink, auch wenn unsere Zusammenkunft anders ausgesehen hatte, als ich gedacht hatte. Dabei hatte ich mir gar nichts Eindeutiges gedacht. Aber damit, wie es gelaufen war, hatte ich nicht gerechnet.
    
    Die Nacht schlief ich wieder nicht gut und beschloss am Morgen einen weiten Spaziergang zu machen, um klar zu werden. Es war herrlich durch die frische Morgenluft zu wandern, bevor es warm wurde. Die Straßen waren noch leer, und als ich in einen kleinen Park kam, der bei mir um die Ecke lag, konnte ich richtig tief durchatmen. Der Geruch von gemähtem Gras und dem leichten Aroma von nachtfeuchter Erde drang in meine Nase.
    
    Langsam schlenderte ich weiter, wurde höchstens von einigen Sportfans gestört, die um diese Zeit ihre Runden drehten. Kamen sie von hinten, konnte man sie am Knirschen des Sandes hören, auf den sie beim Laufen traten. Ansonsten war nichts los. Selbst die Blumen hatten ihrer Kelche noch geschlossen und würden erst im Sonnenlicht aufblühen.
    
    Irgendwo fand ich eine Bank, setzte mich darauf und starrte in die Gegend. Sicher eine halbe Stunde saß ich da und genoss die Ruhe, die mich umgab. Jetzt schaffte ich es, endlich einmal an nichts zu denken. Selbst Lisa rückte in den ...
    ... Hintergrund.
    
    Erst als ich nach Hause kam, wurde mir alles bewusst. Es drang wie ein Blitz in meine Gedanken und ich wünschte mich zurück auf die Bank. Doch ich wusste, dass es nicht ging. Ich musste es nehmen, wie es war, das Beste daraus machen. Wie immer das aussah, ich wusste es nicht.
    
    Um mich ein weiter abzulenken, holte ich die Zeitung herein, die ich beim nach Hause Kommen vergessen hatte. Ich zog sie gerade aus dem extra für sie angebrachten Behältnis, als ich eine Stimme an meinem Ohr hörte.
    
    "Hallo Onkel Ingo. Schön das Du um diese Zeit frei für mich bist. Ich hatte mir überlegt, dich schon jetzt zu besuchen. Ich finde, es ist eine gute Idee!"
    
    Mit diesen Worten ging Lisa an mir vorbei ins Haus und ich sah ihr überrascht nach. Damit hatte ich nicht gerechnet. Was mich ebenso wunderte, war, dass sie eine große Tasche bei sich trug. Eine, die man benutzte, um zum Sport zu gehen. Lisa machte aber keinen Sport, das wusste ich genau.
    
    Kaum war ich im Haus kam mir erneut ihre Stimme entgegen.
    
    "Sag mal, was gibt eigentlich zum Frühstück? Dein Kühlschrank ist ja vollkommen leer! Ich finde, wir sollten etwas leckeres Einkaufen und dann zusammen essen. Was hältst du davon?"
    
    Ich kam gerade in die Küche, woher die Stimme kam. Lisa stand tief heruntergebeugt vor dem geöffneten Gerät und hielt sich mit einer Hand an der weit geöffneten Tür fest.
    
    Sie drehte sich nur mit dem Kopf in meine Richtung, als sie merkte, dass ich nachgekommen war, und sah mich schräg von ...
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