1. Lisa, Fluch oder Segen


    Datum: 28.05.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... abschließend: "Lass dich nicht aufhalten, meinen Segen brauchst du nicht. Viel Spaß!"
    
    Schon sah ich mich einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher machen, die Füße auf dem Tisch und einen gewaltigen Drink auf dem Bauch stehend. Aber es kam anders.
    
    Lisa sah mich einen Moment lang durchdringend an, machte ein mürrisches Gesicht.
    
    "Glaubst du wirklich, dass ich alleine gehe? Du kommst natürlich mit, irgendwer muss mir schließlich die Drinks und den Eintritt spendieren. Außerdem brauche ich einen Begleiter, eine Frau wie ich, ist nirgends wirklich sicher. Stell dir nur mal vor, mir passiert was und du hättest es verhindern können, wenn du dabei gewesen wärst. Du würdest dir dein Leben lang Vorwürfe machen!"
    
    Innerhalb weniger Millisekunden zerplatzte meine Vorstellung für den Abend wie eine Seifenblase und hinterließ ein luftleeres Loch, in das ich gerade stürzte. Sie wollte tatsächlich, dass ich in eine Disco gehe. Als ich noch jung war, war ich dort öfters gewesen, habe mich aber selbst zu der Zeit dort nur mäßig wohlgefühlt. Doch jetzt war ich ein viertel Jahrhundert älter, was sollte ich da. Einmal davon abgesehen, was würden die anderen jungen Leute sagen, wenn eine Mumie wie ich dort auftauchte. Ich musste ihnen vorkommen wie Methusalem, ein Museumsstück.
    
    "Lisa, bitte, das ist nichts für mich!", versuchte ich mich rauszureden, aber ich konnte an Lisas Gesichtsausdruck erkennen, dass es mir nichts bringen würde. Ich musste mit, wohl oder übel.
    
    Nur ...
    ... widerwillig stand ich auf und machte mich fertig. Zum Schluss musste ich gestehen, dass mir das Sakko und die anderen Sachen besser standen, als ich gedacht hatte. Lange hatte ich mich nicht mehr in der Art gestylt.
    
    Lisa sah mich etwas länger an, als sie mich erblickt. Sie nickte zustimmend und ich bestellte ein Taxi.
    
    Ich muss ehrlich sagen, es war ein Abenteuer. Schon an der Kasse wurde ich von den herumstehenden jungen Leuten und dem Kassierer argwöhnisch betrachtet. Entsprach ich doch nicht der Klientel, dass hier normalerweise verkehrte.
    
    Lisa hatte sich bei mir untergehakt und vielleicht war es der einzige Grund, warum ich die Gesichtskontrolle des Türstehers überstand. Er selber war ebenfalls nicht mehr der Jüngste und zwinkerte einmal in Richtung Lisa, als er die Karte abriss und mir einen Stempel auf den Handrücken drückte.
    
    Damit war die erste Hürde genommen und wir durften den Tempel der Musik und Belustigung betreten.
    
    Ich hatte es fast vergessen. Zu viele Menschen auf zu wenig Raum. Dazu die schlechte, stickige Luft, die mit den Körpergerüchen diverser Menschen gesättigt war. Dabei war nicht jedes Mal ein Duft dabei, den ich mochte. Manche Menschen schwitzten und hatten selten ein Stück Seife gesehen. Aber zum Glück waren sie in der Minderzahl.
    
    Lisa und ich sahen uns um und sahen, wie gerade ein Pärchen aufstand, die an einem der Tresen gesessen hatten. Sofort enterten wir die freigewordenen Barhocker und sahen uns kurz um. Danach bestellten wir uns etwas zu ...
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