2x2 am Loch Ness
Datum: 30.04.2025,
Kategorien:
Betagt,
... Schultern. „Jede auf ihre Weise. Sie machen jedenfalls einen sehr individuellen Eindruck."
„Das denke ich auch. Insbesondere die Rothaarige mit ihrem fast jungenhaften Haarschnitt ist sicherlich eine ganz Toughe."
„Bin gespannt, was für Fachrichtungen die beiden Damen abdecken."
„Ist das in England genauso organisiert wie bei uns, mit Fachärzten auf verschiedenen Stationen?"
„Ich denke ja. Aber wir können sie ja heute Abend fragen."
„Na dann haben wir ja ein Ziel." Ich grinste breit. „Nicht nur beim Wandern."
Die beiden wandernden Ärztinnen waren augenscheinlich gut trainiert. Michael und ich waren jedenfalls nicht in der Lage, den Vorsprung aufzuholen. Wie wir später feststellten, waren sie etwa dieselbe Stunde vorher an unserem Etappenziel angekommen, die sie eher gestartet waren.
„Wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass sie sich verlaufen haben", war ihr hörbar spöttische Kommentar, nachdem wir uns als angekommen meldeten. „Bleibt es bei 18.30 Uhr fürs gemeinsame Abendessen?"
„Gerne. Dann sind wir frisch und fit im Restaurant."
„Wunderbar."
In der Tat trafen wir uns pünktlich am Eingang zum Restaurant unseres kleinen Hotels und stellten gemeinsam fest, dass wir alle guten Hunger hatten. Die beiden Ärztinnen stellten sich nun als Gwen und Rose vor, jeweils Kurzform für Gwendolyn Black und Rosemarie Kendall, in der Tat beide Anfang 50 und wie wir mit einigem Gelächter feststellten, ebenfalls beide geschieden.
„Irgendwie sind bestimmte ...
... Berufe nur schwer mit einem herkömmlichen Familienleben zu vereinen", bemerkte Michael früh in unserem beginnenden Tischgespräch.
„Besonders die letzten COVID-Jahre", bestätigte Gwen. „Wir haben im Grundsatz zweieinhalb Jahre kein Privatleben gehabt, sondern bis zum Umfallen geschuftet." Sie nickte nachdenklich mit ihrem Kopf. „Das erste COVID-Jahr hat meiner sowieso nicht mehr funktionierenden Ehe den endgültigen Knock-Out verpasst. In der Quarantäne war ich praktisch im Krankenhaus eingeschlossen und mein Mann versüßte sich die häusliche Quarantäne mit unserer dreiundzwanzigjährigen Nachbarin, bis diese schwanger wurde. Hat jetzt drei Kinder von drei Vätern."
„Auch eine Leistung", lästerte ich, was mir aber einen eher strafenden Blick eintrug. An diesem Punkt verstand die rothaarige Gwen noch keinen Spaß.
Zum Abendessen tranken wir alle vier ein dunkles Ale aus einer kleinen lokalen Brauerei, erfrischend köstlich. Unsere Stimmung entspannte sich immer mehr und jeder von uns Vieren erzählte einige Highlights aus seinen Wandererfahrungen.
„Ich finde immer sehr spannend, was für Menschen man unterwegs kennenlernt", gestand Rose zu einem späteren Zeitpunkt. Sie lächelte hintergründig. „Waren bemerkenswerte Menschen dabei."
Ihre Freundin lachte laut. „Und bemerkenswerte Liebhaber, mein Liebe!"
Rose stimmte in ihr Lachen. „Ja, kann man wohl sagen. Solche und solche." Weiter ließ sie sich nicht aus, aber Michael hatte sehr wohl den fragend-lüsternen Blick der ...