1. Valyna 01: Flucht aus dem Verlies


    Datum: 07.05.2025, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... mich entführt und hierhergebracht, wo ich jedes Zeitgefühl verloren habe, weil ich weder Sonnenauf- noch Untergang sehen kann. Mit Wasser und Nahrung erhält sie mich am Leben, aber warum sie mich gefangen hält, erklärt sie nicht. Stattdessen lässt sie bei jedem Besuch Bilder vor meinen Augen entstehen, Bilder von meiner Heimat und meiner Familie. Warum sie das tut, verstehe ich nicht. Vermutlich braucht sie auch gar keinen Grund, um mich zu schikanieren, weil sie die Boshaftigkeit in Person ist."
    
    „Ich versichere euch, ich bin wirklich und leibhaftig hier. Ich zeige es euch."
    
    Er streckte seine Hand aus und berührte die Prinzessin am Arm. Ein leichtes Schaudern durchlief sie. Und als er über ihre Wange strich, lehnte sie sich mit dem Kopf in seine Handfläche und seufzte erleichtert.
    
    „Es ist wahr. Ihr seid wahrhaftig hier."
    
    „Ja. Hier um euch zu retten und zu euren Eltern zurück zu bringen."
    
    Er reckte sich nach oben und fasste die massiven Eisenringe, die um ihre Handgelenke lagen. Das raue Metall hatte ihre zarte Hand aufgescheuert. Er konnte weder ein Scharnier, noch ein Schloss oder eine andere Vorrichtung erkennen, um sie abzunehmen.
    
    „Das ist ein weiteres Werk ihrer Hexenkünste," als sie dies sagte, floh die Hoffnung schon wieder aus ihrer Stimme, „ich werde ihr nicht entkommen können."
    
    Heinrich hatte sich auf Zehenspitzen dicht neben sie gestellt, um die Fesseln genau untersuchen zu können. Sie waren sich so nahe, dass er die Wärme ihres Körpers ...
    ... spüren und den Duft ihres Haares riechen konnte. Auch wenn er sich bemühte, sie nicht direkt anzuschauen, war er sich ihrer Beinahe-Nacktheit mehr als bewusst und fühlte die Anziehungskraft, die zwischen ihnen bestand. Er wusste, dass er sie liebte. Und dass er sie begehrte, mehr als jede andere Frau auf der Welt. Nie würde er sie hier zurücklassen. Er legte die ganze Zuversicht eines Helden, der nicht gewohnt ist zu scheitern, in seine Stimme.
    
    „Verzagt nicht, liebste Prinzessin. Ich werde eure Fesseln brechen, gleich welche Hexerei sie erschuf."
    
    Er trat einen Schritt zurück, zog sein Schwert, schwang es hoch über seinen Kopf und hieb mit der scharfen Klinge kräftig gegen die Ketten über der Gefangenen. Funken stieben, doch das harte Eisen trug noch nicht einmal einen Kratzer davon. Wohl aber geriet es in Schwingung und riss die Gefesselte in ihrem labilen Gleichgewicht von den Füßen. Ein Schmerzensschrei entfuhr ihren Lippen, als ihre geschundenen Arme plötzlich ihr gesamtes Gewicht auffangen mussten.
    
    „Vergebt mir!"
    
    Bedauern und Sorge lag in Heinrichs Stimme, als er das Schwert sinken ließ und die Gestrauchelte mit seinen eigenen Schultern und Armen auffing und anhob, um ihre Schmerzen zu lindern. Sie war leicht wie ein Kind und dennoch war offensichtlich, dass er eine voll erblühte Frau in seinen starken Armen hielt und eng an sich drückte. Die Tatsache, dass sie einander versprochen waren und, wenn er sie zurück in ihre Heimat gebracht hatte und sie sich von den ...
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