Die Ecken des Kreises (Autor 6)
Datum: 26.05.2025,
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1 auf 1,
... "Ich werde es mir auf dem Weg überlegen", sich streckend stand Silke auf, "was soll ich dir bringen?" "Nur Wasser", antwortete Jens, sah anschließend Maria und Silke nach, wie sie Richtung Restaurants gingen, nahm sich gleichzeitig vor Marlene nicht zu beachten. Jens schloss seine Augen um sein Vorhaben für Marlene deutlich zu machen. Es gelang ihm auch halbwegs, da stieg plötzlich der Duft von Sonnencreme in Jens Nase und obwohl er es nicht wollte, stieg in ihm die Erinnerung an jenen Toskanaurlaub vor einem Jahr hoch. Er sah vor sich, wie er damals Marlene mit einer Creme eincremte, die genauso gerochen hatte wie jetzt, sie dabei vor Wohlgefühl gurrte, ihm ein zärtliches Lächeln schenkte. Immer mehr gab sich Jens der Erinnerung hin, träumte, sicher durch den Duft der Creme verstärkt, von jenen unbekümmerten Tagen, in denen nichts Marlenes Liebe zu ihm zu gefährden schien.
Marlene, die anfänglich hocherfreut war, dass Maria mit Jens Freundin verschwunden war, da sie hoffte mit Jens ungestört reden zu können, war durch das Verhalten Jens immer unsicherer geworden. Plötzlich wusste sie nicht, wie sie ein Gespräch beginnen sollte da Jens scheinbar auch nicht daran interessiert war. So cremte sie sich stumm ein, dachte ebenso wie Jens an ihren gemeinsamen Urlaub zurück, dachte an seine Hände, die die Creme sanft in ihre Haut einmassiert hatten, dachte daran, wie glücklich und erfüllt sie sich damals gefühlt hatte. Das Schweigen, welches zwischen Jens und Marlene herrschte ...
... drückte immer mehr auf Marlenes Gemüt bis sie es nicht mehr aushielt. "Wie geht es dir?", fragte sie leise Jens und war froh, dass er sofort seine Augen öffnete. "Ausgezeichnet", antwortete Jens, "es könnte mir nicht besser gehen." Der Inhalt seiner Worte traf Marlene nicht so sehr wie sein Tonfall, der ihr hart und abweisend vorkam und sie zuckte leicht zusammen.
Jens sah Marlenes leichtes Zucken, sah auch, wie Marlene ihre Lider einen Tick hochriss, erkannte gleichzeitig, dass Marlene heute keine Kontaktlinsen trug, somit ein kleiner Teil jener Marlene wieder vorhanden war, in die er sich verliebt hatte. "Und wie geht es dir?", fragte Jens zurück. "Danke, es geht mir auch gut", Marlene setzte unbewusst ein scheues Lächeln auf, welches Jens innerlich zittern ließ. Wie hatte er dieses Lächeln geliebt und jetzt sah er es wieder vor sich und es kam ihm nicht gespielt vor. "Ich habe mich beruflich verändert", setzte Marlene fort, "arbeite jetzt quasi für Maria bei der Dating-site, bin dort mein eigener Chef." "Gratulation zum Aufstieg", brummte Jens, obwohl er es nicht so meinte, stattdessen dachte, dass sich Marlene in die totale Abhängigkeit Marias begeben hatte. "Deine äußere Veränderung ist ja klar erkennbar", setzte Jens fort, "andere Haarfarbe, schlankerer Körper und wie du dich gibst." "Ich bin immer noch ich", hielt Marlene dagegen. Jens wollte schon sagen, "Wie vor oder nach den Wochen bei Maria?", kam aber nicht dazu, da er lautes weibliches Auflachen hörte.
Es kam ...