1. Die Ecken des Kreises (Autor 6)


    Datum: 26.05.2025, Kategorien: 1 auf 1,

    ... wirklich mit mir und je länger ich kämpfte umso richtiger erschien es mir dir zu helfen." "Dann bin ich Jürgen etwas schuldig", nickte Jens. "Und mir", lachte Silke, "und ich weiß auch schon wie du deine Schuld abtragen kannst. Ich will, dass du mein Trauzeuge bist." "Von Herzen gerne", lachte Jens zurück.
    
    "Ich soll in den nächsten Tagen deine Geliebte sein", änderte Silke das Thema und stand auf, "hat mein Liebling bestimmte Wünsche an mich?" "Nein", lachte Jens auf, "sei einfach nur du." "Dann lass mich doch bitte wieder spüren", Silke legte ihre Arme um Jens Nacken, "wie es ist deine Geliebte zu sein." Ihre Lippen trafen sich, ihre Zungen begannen miteinander zu tanzen, beide versanken in diesem Kuss. "Wau", sagte Silke nach Ende des Kusses, "es fühlt sich wieder gut an. Da muss ich nicht spielen." Silke sprach nur aus, was Jens ebenso fühlte, nach diesem Kuss wusste er, auch wenn es zeitlich begrenzt sein würde, dass er nicht schauspielern musste.
    
    Nachdem sie sich für das Dinner umgezogen hatten, gingen sie in den Speisesaal, an den Jens so tiefe Erinnerungen hatte. Wie er sich so umsah konnte man kaum glauben, was vor über einem Jahr hier stattgefunden hatte. Jetzt wirkte alles so distinguiert, Großeltern saßen gemeinsam mit ihren Enkeln zu Tisch, Paare lächelten sich gegenseitig an, das Personal wuselte zwischen den Tischen. Schweigend folgten sie dem Kellner, der sie zu ihrem Tisch begleitete, wobei Jens seine Augen durch den Raum gleiten ließ. Auch nachdem sie ...
    ... saßen, sah er umher, entdeckte weder Marlene noch Maria. "Sei nicht so nervös", raunte ihm Silke zu, "denk an dein Vorhaben. Du bist mit deiner Liebe hier, sei also fröhlich und entspannt." "Danke", lächelte Jens zaghaft zurück, "ich sollte mich wirklich nicht unter Druck setzen. Das käme wohl schlecht rüber." Statt einer Antwort öffnete Silke die Getränkekarte, lehnte sich über die Tischecke weit zu Jens, als würde sie seine Nähe suchen. Gemeinsam studierten sie diese, wählten danach eines der angebotenen Menüs. Geschickt lenkte Silke das Gespräch und schaffte es Jens gänzlich von seiner Nervosität und Unsicherheit zu befreien und bald kicherten sie um die Wette, erschienen wie ein glücklich verliebtes Paar.
    
    Mit gemischten Gefühlen stöckelte Marlene neben Maria in Richtung Speisesaal. Die Reise hierher war der negative Höhepunkt ihres Kummers über den Verlust Jens. Zwar hatte sie versucht sich einzureden, dass Jens nur mehr ein Teil ihres früheren Lebens war, hatte sich in den vergangenen Wochen hemmungslos ficken lassen, sah den Ekel den sie dabei empfand als Bestrafung für sich, wollte gefühllos, zu einer Sache werden, die weder Kummer, Schmerz, Hoffnung oder gar Liebe spürte. Bewusst provozierte sie auch Maria, erhoffte sich dadurch grenzenlose Schmerzen, die ihr dabei helfen sollten gefühlsmäßig abzustumpfen. Es war ihr teilweise auch gelungen, eine Art Kokon hatte sich begonnen um ihre Seele zu legen, der keine Gefühle in ihr Innerstes vordringen ließ, ersetzte dabei ...
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