1. Miranda 01 - Der Hinflug


    Datum: 26.07.2025, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... dass wir möglicherweise ihre Existenzgrundlage zerstören, aber wir sind überzeugt, dass aufgeklärte Personen so etwas nicht tun, weil das der geistigen Gesundheit abträglich ist. Zudem sollte man aufhören, von Datenschutz zu träumen, wenn man den Kunden dabei hilft, Schrecksekunden anzufertigen.
    
    Viele Besatzungsmitglieder der Miranda wurden für diese Mission ausgewählt, weil sie darin geübt sind, Schrecksekunden aufzuspüren und auszuwerten. Sie räumen dabei die Schrecksekunden notgedrungen ab, aber das gilt nach primanischen Massstäben als lobenswerte Tat. Tatsächlich fühlt sich eine Person ein ganz klein wenig erleichtert, wenn man eine ihrer Schrecksekunden abräumt. Dabei gewinnt sie ja die verlorene Energie wieder zurück. Das ist aber nicht unser Auftrag, sondern höchstens ein erwünschter Nebeneffekt. Am besten würde jeder seine eigenen Schrecksekunden auflösen, aber das kann er nicht, solange er nichts davon weiss oder gar nichts davon wissen möchte.
    
    Diese zweite Art der Datenbeschaffung hat ihre ganz spezifischen Vor- und Nachteile. Sie ist vor allem nicht auf Daten beschränkt, die jemand in eine technische Form gebracht, also gewissermassen bewusst exportiert hat. Sie macht vielmehr Daten zugänglich, von denen bisher alle meinten, sie seien persönlich, geheim oder was auch immer, aber sicher nicht auf der Strasse zu finden. Das ist gleichzeitig auch eine Art Nachteil, denn die ethischen Ansprüche an den Anwender des Verfahrens sind so gross, dass man geradezu von ...
    ... einem gefährlichen Verfahren sprechen muss. Wer die so gewonnenen Daten missbraucht, handelt sich ein dermassen schlechtes Gewissen ein, dass seine Fähigkeiten darunter leiden werden. Allen voran leidet die Fähigkeit, Schrecksekunden wahrzunehmen.
    
    Personen, die Schrecksekunden nicht wahrnehmen können -- und meist behaupten, das gäbe es gar nicht -- haben oft etwas auf dem Kerbholz, das mit dem Missbrauch von vertraulichen Informationen zu tun hat.
    
    Natürlich ist das Verfahren ein personenbezogenes. Das gewonnene Wissen ist genauso vertrauenswürdig wie die Person, die den Bericht angefertigt hat. Da wir jeden Bericht so behandeln, ist das für uns nicht weiter schlimm.
    
    Zudem ist der Aufwand nicht unerheblich, denn man braucht dazu Personal. Roboter können das nicht. Vielleicht gelingt es eines Tages, so etwas wie einen Telepathie-Empfänger zu bauen, aber das ist keineswegs sicher. Verglichen damit ist die interstellare Raumfahrt etwas Triviales. Wir sind also auf Menschen angewiesen, die eine Schrecksekunde aufspüren und auswerten -- sie gewissermassen einem Computer vorlesen. Beim Speichern und Auswerten können Maschinen sehr wohl helfen, aber beim Lesen nicht. Dieser Nachteil ist besonders gravierend, wenn man nicht mit einem Körper und einem Computer bewaffnet herumspazieren darf. Dann kommt eine Kombination mit den dritten Verfahren zum Einsatz. Zuhören und zuschauen ohne Verwendung eines Körpers
    
    Auf dem Hinflug wusste ich noch nicht, wie dramatisch dieses Thema ...
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