1. Nebenan- Warum in die Ferne schweifen


    Datum: 05.07.2019, Kategorien: Romantisch

    ... ins Nebenhaus gingen. Die Beamten sprachen kurz mit unserer Nachbarin, sie bat sie herein und gut zwanzig Minuten später hörte ich, wie die Beamten wieder wegfuhren. Ich erzählte das meinen Eltern, doch die konnten sich erst einmal auch keinen Reim darauf machen. Das war nun ein paar Tage her und ich hatte den Vorfall schon fast wieder vergessen.
    
    Endlich Sommer, endlich wenigstens etwas Faullenzen. Alle Prüfungen hatte ich an der Uni erfolgreich überstanden und nun war ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder mal Zuhause in meinem Heimatdorf, um endlich nach dem ganzen Prüfungsstress etwas abzuschalten. Ich arbeitete natürlich auch an meiner Masterarbeit, aber es fühlte sich trotzdem an wie Urlaub.
    
    War hier schon ziemlich in der Mitte von Nirgendwo, aber hier war eben meine Heimat. Alles war hier sehr ländlich. Nicht, dass man sagen könnte, man kommt nicht raus oder hat keinen Anschluss an die Welt, aber ich genoss, wenn ich schon mal zuhause war, die positiven Seiten des ländlichen Lebens. Hier ist es ruhig, beschaulich, hat durchaus, sei´s geklagt, manches Mal etwas Spießiges, doch es hat eben auch was Friedliches und nicht ganz so Hektisches wie die Großstadt. Und zudem konnte ich heute, an diesem wolkenlosen Sommertag, das ruhige und leere Haus genießen. Meine Eltern befanden sich auf Geschäftsreise und meine ältere Schwester, die bereits arbeitete, wohnte inzwischen fast schon dauerhaft bei ihrem Freund. Es war so friedlich, dass man den Hals reckte, wenn ein ...
    ... Auto durch die Straße fuhr. Ein Bauer hatte am frühen Morgen bereits eine Wiese gemäht. Bussarde und Milane kreisten am Morgenhimmel, um nach Mäusen Ausschau zu halten.
    
    Durch das nervige Scheppern des Telefons wurde mein Schlaf in intervallartige Stücke zerrissen. Gefühlt mitten in der Nacht, so gegen 11 Uhr vormittags, quälte ich mich also aus dem Bett, um an den rasselnden Fernsprecher zu gehen. Wir hatten noch den guten Festanschluss und ich hatte meiner family versprochen, die Anrufe, so lange sie nicht da wären, entgegenzunehmen.
    
    "Guten Morgen... alles gut... nein nicht gestört... ja klar Frau Schuchardt kommen sie nur rüber, wenn es ihnen passt. Ich bin schon auf" hörte ich mir beim Lügen zu. Wir beendeten das Gespräch und ich stellte den Apparat wieder auf die Station.
    
    Erinnerungen an früher
    
    Unsere Nachbarin war mir wohl bekannt. Sie war öfters bei meiner Mutter und als Kind war ich öfters bei ihr drüben. Ich besuchte sie immer gerne, da ich sie schon als Kind nicht nur mochte, sondern es bei ihr auch fast immer was Aufregendes zu erleben gab. In ihrem Atelier sein zu dürfen, ihr beim Malen zuzusehen, immer mal ein Eis oder auch ein paar Kekse zu bekommen fand ich als kleiner Bub ultraspannend. Was bewunderte ich sie, wenn ich unsere Nachbarin beobachten konnte wie bei ihr aus Strichen Formen und aus Farbe Inhalte wurden. Es verband mich mit ihr, vor allem, als ich dann schon etwas älter war, eine verschwörerische Vertrautheit, die ich mir gar nicht so recht ...
«1234...12»