1. Männer in Uniformen


    Datum: 22.07.2019, Kategorien: Sonstige,

    ... mich?"
    
    "Was?", fragte er und wirkte etwas überrascht.
    
    "Schuhe."
    
    "Nein."
    
    "Tut mir leid, dann habe ich leider keine Zeit."
    
    Ich wollte die Tür schließen, doch der Beamte reagierte verblüffend schnell, drückte energisch dagegen und öffnete sie schließlich ganz. "Oh. Störe ich Sie etwa gerade bei ...", er ließ seine Augen hastig über meinen Körper wandern. Dass ich nahezu unbekleidet und mein Gesicht etwas gerötet war und zudem mein Atem recht schnell ging, hatte ihn offensichtlich zu voreiligen und völlig falschen Rückschlüssen veranlasst.
    
    "Ich habe getanzt", entgegnete ich mit einem strengen Blick und hielt die Hände vor meine Brüste.
    
    "Wie auch immer", erwiderte er und ließ mich deutlich spüren, dass er dies lediglich für eine billige Ausrede hielt. "Möchten Sie sich etwas anziehen, bevor wir weiterreden?"
    
    "Haben Sie etwa vor, länger zu bleiben?" "Das hängt ganz von Ihnen ab."
    
    "Also, ich hätte Zeit."
    
    "So habe ich das nicht gemeint."
    
    "Es kam aber so rüber."
    
    Vielleicht wartete er, dass ich mir was überzog, doch als das nicht passierte, konzentrierte er sich wieder auf den Grund seines Besuchs - auch wenn seine Augen parallel ganz andere Interessen verfolgten. "Ist das da an der Straße ihr Mini?"
    
    "Kauft die Polizei neuerdings Gebrauchtwagen an?"
    
    Er ignorierte meine Frage. Möglicherweise war ihm die Antwort unangenehm. "Waren Sie damit vorgestern Nachmittag um viertel nach vier auf dem Aldi-Parkplatz in der Bahnhofstraße?"
    
    Das mochte ...
    ... zwar stimmen, aber es musste ja nicht jeder wissen. "Sehe ich etwa aus wie eine Frau, die bei Aldi einkauft?" Zu meinem pikierten Tonfall setzte ich auch die entsprechende Miene auf.
    
    "Möchten Sie die Diskussion wirklich in der Öffentlichkeit führen?" Er deutete mit seinem Kopf unauffällig in Richtung des Bürgersteigs, wo sich ein paar Jugendliche bereits die besten Plätze gesichert hatten und gerade ihre Handys zückten. Zum Glück machte er die Tür zu.
    
    "Nein. Wollen wir zu Ihnen oder bei mir bleiben?"
    
    "Sie möchten freiwillig mit auf die Wache kommen?"
    
    "Haben Sie denn kein zuhause?"
    
    "Frau Weinmann", sagte er und sah mich tadelnd an. "Ich glaube, Sie verkennen den Ernst der Lage. Mögen Sie jetzt bitte meine Frage beantworten?"
    
    "Nein, ich möchte nicht mit auf die Wache."
    
    "Schön. Und jetzt die andere Frage. Waren Sie vorgestern zu der besagten Zeit auf dem Aldi-Parkplatz?"
    
    Ich musterte den Polizisten etwas genauer. Er hatte ein hübsches Gesicht mit süßen Grübchen. Seine Augen strahlten tiefblau, ein paar schwarze Haare schauten keck unter seiner Schirmmütze hervor. Und dann war doch noch seine Dienstkleidung. Schon seit ich ein Teenager war, fuhr ich total auf Männer in Uniform ab. Insbesondere auf solche, die eine gewisse Macht ausstrahlten. Und dieser hier schien mir sogar ein ganz besonderes Exemplar seiner Gattung zu sein.
    
    "Ich warte immer noch auf Ihre Antwort."
    
    "
    
    All the single ladies, all the single ladies
    
    ", begann ich leise zu singen. Bei ...
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