1. Drunt' in der Lobau


    Datum: 08.08.2019, Kategorien: Reif

    ... Betastungen vorsahen, konnte ich ohnehin nicht denken.
    
    »Von Beruf wollte ich immer Frauenabtrockner in unserem Stadthallenbad werden. Jedoch waren sämtliche Ausbildungsplätze schon über Jahre hinaus vorgebucht, sodass ich einen anderen Traumberuf erlernen musste«, grinste ich frech und wunderte mich schon, wie ich diesen Unfug aus dem Stegreif vorbringen konnte, ohne in schallendes Lachen auszubrechen.
    
    »Gynäkologe war dann die Alternative - nur
    
    da scheiterte ich schon beim Sezieren in der Aufnahmeprüfung!«
    
    So gelogen war dies gar nicht, mal abgesehen davon, dass ich nicht wirklich daran gedacht hatte, Arzt zu werden, wo ich vor allem kein Blut sehen konnte, ohne in Ohnmacht zu fallen. Aber das mit Gynäkologe das war so ein pubertärer Zwischentraumberuf gewesen, den ich aber nie laut geäußert hatte. Aber damals, mit zwölf und so eben, in vollkommener Ermangelung von jeglichen Andeutungen an erotischem Material, sei es Zeitschrift oder Film oder was auch immer (wir reden ja auch von den siebziger Jahren in einem kleinen Kaff weit abseits der Großstadt), da schien mir dies die einzige Möglichkeit gewesen zu sein, Frauen zwischen die Beine zu sehen, sogar greifen und auch deren Busen abtasten. Ja selbst bei den Filmen wie Mutzenbacher und Schulmädchen und Co, damals in den siebziger Jahren im Kino des Nachbarortes, da wurde ganz scharf nach dem Alter kontrolliert, sodass wir keine Chancen hatten. Und auch die Fotos, die im Schaukasten platziert wurden, hatten diese ...
    ... unsäglichen schwarzen Balken überall dort darüber geklebt, wo es für uns Jungs gerade erst so richtig interessant gewesen wäre. Ein schwarzer Balken über dem schwarzen krausen Dreieck - was konnte da schon so viel verborgen werden, sagten wir uns.
    
    »So - so! Und einen netten Humor hast Du auch noch!«
    
    Waltraud lachte leise und zugleich auch nachdenklich. Ihr unterdrücktes Kichern klang eigentlich mehr gestöhnt denn gekünstelt oder gespielt.
    
    »Einführungsunterricht
    
    in die höhere
    
    theoretische Mathematik ...«, schien sie für mich fast wie aus heiterem Himmel heraus zu buchstabieren, ehe es mich dabei wie mit der Keule der Erkenntnis traf.
    
    Das war ja mein Skriptum, in dem ich vorhin zu lesen begonnen hatte
    
    ja, aber da hörte ich nun nur noch ganz andere Aspekte daraus hervor, als der selige Professor Inzinger sich bei der Verfassung wohl je gedacht hatte. Oder vielleicht doch, wer weiß - der war ja auch einmal jung, selbst wenn man es bei ihm einfach nicht glauben konnte.
    
    »Einführung ...« - ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob sie das Reizwort nun nochmal wiederholte, oder ob nur dieses erste Wort in meinen Gedanken hängen geblieben war. Und wie und ob und wie geil ich mit einem Mal geworden war, dass ich ohnehin kaum noch an etwas anderes denken konnte.
    
    Das Kettchen, mit dem ich hier spielte, das
    
    es war einfach verrückt, es hatte mich aber derart fasziniert und zugleich verwirrt, dass ich auch deswegen nicht mehr klar denken konnte, geschweige denn, ...
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