1. Lauschen, Kap. W bis Y


    Datum: 29.08.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ... bezeichnet, was es jedoch nicht ist. Es ist die sehr sehr freie Übersetzung seiner Gedichte oder Lieder, carmina, betrachtet durch ein Shibari-Brennglas.
    
    "Es war für mich", schreibt die Autorin Isobel Williams, "ein Kampf mit vollem Körperkontakt und allen erlaubten Techniken zwischen uns beiden. Hier der anerkannte Dichter, dort ich wie ein kleines Schulmädchen. Ich musste dem Kampfrichter zeigen, dass ich wusste, was ein jedes Wort Catulls bedeutet."
    
    Der Kampf wird durch die Anwesenheit eines dritten Elements befeuert und intensiviert, etwas, das Catull zum Leben erweckt hat: Seine gequälte Intelligenz und romantische Vielseitigkeit.
    
    Ein verirrtes Echo von Catulls zum Scheitern verurteilter obsessiver Liebe zu Lesbia / Clodia erreichte Isobel Williams ausgerechnet bei einer Fetisch-Veranstaltung. "Jemand, der wusste, dass ich mich fürs Zeichnen gerne neuen Herausforderungen stelle, gab mir den Tipp, mal in einem Shibari-Club zu zeichnen."
    
    Shibari ist eine erotische Kunst des Fesselns, die sich in Japan entwickelt hat. Die Bezeichnung Kinbaku wird häufig synonym verwendet. Im Gegensatz zur westlichen Bondage dient die Fesselung beim Shibari nicht vorrangig der Immobilisierung und der Einleitung sadomasochistischer Praktiken. Wesentliche Rollen spielen der künstlerische Aspekt beim Arrangieren des gefesselten Körpers in ästhetisch ansprechende Formen und Posen und der meditative Aspekt (durch die Fesselung kann ein Gefühl der Geborgenheit entstehen).
    
    Dies ...
    ... gilt nicht für unfreiwillig im Netz gefangene Lebewesen. Im Netz zu zappeln, gebunden und gefesselt werden kann für diese eine schreckliche Qual sein. Und welcher Fisch mag wohl gerne im Netz gefangen sein, selbst wenn dannder Körper ganz in Diamanten ist?
    
    Es muss einvernehmlich stattfinden, ohne Zwang und Gewalt, sonst ist es nicht Shibari trotz der Ironie der Geschichte. Denn diese erotische Kunst hat sich im 20. Jahrhundert aus der alten japanischen militärischen "Kunst" entwickelt, Gefangene so zu binden und fesseln, dass sie sich nicht rühren konnten, aber dass sie später auch keine Spuren der gewaltsamen Fesselung aufwiesen.
    
    Quod tibi hoc alteri - Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.
    
    Isobel Williams: "Die Dynamik von Shibari befreite -aus meiner Sicht- Catull von den bei uns traditionell entstandenen konventionellen Zwängen und lieferte ihn neuen Härten aus. Ich fand Zusammenhänge, Metaphern und Redewendungen für Catull -- den man leichtfertig als bisexuellen Switch in der späten Römischen Republik definieren könnte, einer Zeit, in der jedoch solche Konzepte bedeutungslos waren. Er war ein strenger Moralist, der sich aber dann auch noch aufspaltete in ein ängstliches, zickiges und doch dominierendes Wesen gegenüber seinen Jünglingen und in einen heulenden Sub bei seiner Nemesis, einer älteren, glamourösen verheirateten Frau, die er Lesbia nannte und wahrscheinlich mit richtigem Namen Clodia hieß."
    
    Der Dichter Catull -und mit ihm ...