1. Vom Leben gezeichnet


    Datum: 02.09.2019, Kategorien: Sonstige,

    ... was werden.
    
    Unbewusst wurden die nächsten Tage heller und freundlicher. Das musste wohl mit der unmerklich stärker werdenden Aufregung zu tun haben. Er trank und rauchte weniger, rasierte und frisierte sich und als der Tag endlich gekommen war, zog er seinen besten Anzug an.
    
    Das Atelier von Frau Martinowa befand sich in einem Villenviertel am anderen Ende der Stadt. Er klingelte zur angegebenen Zeit an der verwitterten Eisenpforte, die sogleich quietschend aufsprang und ihn auf das Anwesen ließ.
    
    Der Vorgarten sah gepflegt aus. Der Rasen kurz und saftig grün. Die Büsche in Form geschnitten. Insgesamt ein ästhetisches Arrangement unterschiedlichster Formen und Farben. Als er die Treppe zum Eingang hinaufschritt, öffnete sich die Tür und eine kleine rothaarige Frau blickte ihn neugierig an.
    
    "Ah, Herr Henke", sprach sie in ihrem Akzent. "Guten Tag Frau Martinowa", erwiderte Jan. "Bitte bitte, nennen Sie mich Olga. Danke, dass Sie ihr Versprechen eingehalten haben. Das ist nicht selbstverständlich heutzutage. Kommen Sie, ich zeige ihnen alles." Sie drehte sich um und Jan folgte ihr. Es war ein wirklich großes Haus. An den Wänden hingen Gemälde ganz unterschiedlicher Kunststile. "Hier ist das Bad. Hier können Sie sich umziehen und frisch machen. Bitte ziehen Sie den Bademantel dort an." Sie zeigte auf diesen. "Den brauchen Sie, wenn wir später Pausen machen."
    
    Jan schaute sich alles an und nickte verstehend. Dann gingen sie weiter in den hinteren Bereich des Hauses, ...
    ... ins Atelier. Es war ein hoher Raum, der über zwei Etagen reichte und von einer riesigen Fensterfront begrenzt wurde. Man hatte einen wunderbaren Blick auf den Garten hinter dem Haus. In der Mitte des Raums gab es ein rundes Podest von ca. zwei Metern Durchmesser und darauf befand sich ein alter Holzstuhl. Drumherum standen vier Staffeleien.
    
    "Hier soll ich mich später also malen lassen, Ja?, fragte Jan.
    
    "Ja. Genau. Wie das später alles ablaufen wird, erkläre ich, wenn die Teilnehmerinnen angekommen sind. Dann muss ich nicht alles zweimal erzählen. Kommen Sie, wir erledigen noch schnell das Geschäftliche und dann wird es auch schon Zeit sich umzuziehen. Die Gäste kommen bald."
    
    Als es wenig später klingelte, signalisierte sie ihm mit einem kurzen Blick, dass er sich umziehen könne. Im Bad hörte er sie Lachen und Sektgläser klirren. Langsam wurde er doch etwas nervös.
    
    "Jan?" rief sie etwas lauter, "kommen Sie bitte? Unsere Damen wollen Sie unbedingt kennenlernen." Er zog den Bademantel etwas enger und ging ins Atelier.
    
    Dort saßen die Malerinnen schon an ihren Staffeleien. Alle mit einem freudigen Lächeln auf dem Gesicht. Jan begrüßte sie freundlich und ging dann Richtung Podest.
    
    Jetzt übernahm Olga die Regie. "Jan? Der Bademantel!"
    
    Verlegen streifte er ihn ab und gab ihn ihr. "So, meine Damen. Die heutige erste Sitzung ist zum Warmwerden. Es geht um das schnelle Erfassen der Grundformen des Körpers. Keine Details. Dazu werden wird Jan relativ schnell seine ...
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