1. Susanne


    Datum: 05.11.2018, Kategorien: Schamsituation

    Ich drücke mir noch ein paar Tropfen des bläulich schimmernden Duschgels in die Hand. "Mit dem Sauerstoff-Frische-Effekt!" steht in markigen Worten auf der transparenten Verpackung. Sauerstoff wird mir in den nächsten Stunden bestimmt nicht schaden, denke ich schmunzelnd bei mir und entlarve mich zugleich dabei, diesen Satz als ein weiteres Beispiel für dümmliche Werbung abzutun.
    
    Ich verreibe noch ein paarmal den feinen Schaum, bevor ich mich mit lauwarmen Wasser komplett abdusche und mir frische Klamotten über die noch leicht feuchte Haut zwänge.
    
    Hemmungslos vögeln, unverbindlich, ohne Verpflichtungen und im vollen gegenseitigen Einverständnis - vollkommen klar dass es so eine triebgesteuerte Wunderwelt nur im Porno gibt. Dachte ich. Bis ich vor sechs Wochen urplötzlich eines besseren belehrt wurde. Das Bessere hieß Susanne und war seit zwei Jahren eine nette aber unspektakuläre Arbeitskollegin. Auf einer endlich mal geselligen aber ebenfalls unspektakulären Weihnachtsfeier sind wir uns dann etwas näher gekommen. Näher gekommen im Sinne von gut unterhalten, jeder Menge blöder Witze, Lästereien über Vorgesetzte und die Entdeckung unseres gemeinsamen Hobbys, Bergwandern und Trekking.
    
    Ein flüchtiger Blick auf die Uhr, ich hatte jetzt noch knappe 30 Minuten.
    
    Auf die erste, angenehme Unterhaltung folgten mehrere Treffen und kleinere Tagestouren in der Umgebung, und das alles ohne irgendwelche Hintergedanken die in eine bestimmte Richtung gingen. Susanne war nicht ...
    ... hässlich oder unattraktiv, aber nicht der Typ Frau in die ich eindeutige Erwartungen setzte. Kaum zu glauben wie sich die Dinge doch manchmal ändern.
    
    Ich werfe mir meine schwarze Lederjacke über und zieh die Tür ins klackende Schloss, in einer Viertelstunde soll ich da sein. Ich merke wie ich langsam aufgeregt werde.
    
    Es ist jetzt ungefähr zwei Monate her. Mal wieder ein schöner Abend und etwas zuviel Alkohol, oder vielleicht doch gerade die richtige Menge. Nach einigem Geplaudere über Rohmilchkäse und Südeuropa, Fastfood und Motorräder, kamen wir irgendwie auf zwischenmenschliche Beziehungen zu sprechen. "Auf eine Beziehung habe ich aktuell auch keine Lust mehr. Aber mit ´nem netten Typen ab und zu ordentlich ficken wär´ schon was feines!" Ufff. Aha. Hmm. Schweigen. War das gerade tatsächlich meine sonst recht schüchterne und höfliche Arbeitskollegin? Irgendwie fanden wir den roten Faden nicht mehr um uns aus diesen Konversations-Dilemma zu retten. Bei Susanne machte sich eine Gesichtsrötung bemerkbar, ich starrte dämlich in die verschiedenen Winkel des Zimmers. Der Abend war auf eine merkwürdige Art und Weise gelaufen, ein paar Minuten später verabschiedeten wir uns freundlich aber nicht minder irritiert, nicht im Traum daran denkend dass sich ihr Wunsch bereits beim nächsten mal erfüllen würde.
    
    Jetzt kann ich schon ihr Haus sehen. Obwohl ich entspannt gegangen bin, donnert mein Pulsschlag in der Brust.
    
    Sex ist nicht gleich Sex. Über meine früheren Beziehungen konnte ...
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