Erika
Datum: 21.09.2019,
Kategorien:
Romantisch
... den Hauptbahnhof, der damals natürlich noch nicht von einem
Stuttgart 24
bedroht war. Ich fluchte gerade recht unflätig, ausgerechnet diesen Weg genommen zu haben und nicht hinten herum, über das Robert-Bosch-Krankenhaus gefahren zu sein, als es an meine Seitenscheibe klopfte. Ich drehte mich um, vorne tat sich sowieso nichts, Rot. Das Gesicht kam mir bekannt vor. Ich kurbelte die Scheibe runter:
"Was ischt?", fragend.
"Kennschte me nimmer?", überraschte mich eine Stimme und ein Busen füllte mein Sichtfeld.
Der sowieso schon stockende Feierabendverkehr wurde noch weiter aufgehalten, denn ich erkannte nun die Dame, die da klopfte, sofort.
"Erika!", kam es sicher laut, wenn auch freudig gestöhnt aus mir heraus.
Die Türe konnte ich nicht öffnen, es war wohl ein Hydrant, der mich daran hinderte. Aber es war möglich, die Seitenscheibe ganz herunterzudrehen. Sekunden später hatte ich ein Kussmonster am Halse hängen. Ich ließ mich freudig erregt einfach gehen, bis ein Hupkonzert mich aufschreckte.
"Nemmscht me mit?", hörte ich die Stimme.
Sie ließ mich zur Türsicherung der Beifahrertüre greifen und Erika kam schon um das Auto gelaufen, riss die Türe auf und stieg ein.
Ich wollte sie mit weiteren Küssen begrüßen, doch der Verstand hielt mich davon ab. Der von Erika wohl ebenso, denn das Gehupe wurde immer fordernder, zudem näherte sich ein Bulle. Vor mir war die Straße bereits leer, ich stieg also aufs Gaspedal. Mein Passat machte einen Satz ...
... ...
Keine Haltemöglichkeit, ich fuhr einfach drauf los. Erika neben mir begann zu plappern. Da, die erste Möglichkeit, eine Tankstelle, ich fuhr hinein. Endlich die Gelegenheit. Nein, nicht tanken, alte Erinnerungen auffrischen. Nach wenigen Minuten schon wieder eine Huporgie hinter mit. Zum ersten Mal fand ich meine alten Landsleute unmöglich. Nicht einmal einen harmlosen Kuss gönnten sie mir.
"... besser woandersch ... bei mir? ... ich bin jetzt alloinigs ...", vernahm mein Unterbewusstsein noch eine Stimme, als ich ausstieg und tankte. Mehr als zwölf Liter passten nicht rein. Ich hatte gestern getankt.
Beim Tanken hatte ich immerhin die Gelegenheit, Erika von ihr unbemerkt etwas näher zu betrachten. Sicher, sie war älter geworden - ich auch. Aber sie schien immer noch viel herzugeben. Ihr Outfit war so tadellos wie ihre Frisur. Ein hellgrüner Hosenanzug. Waren ihre Haare schon immer so hellblond? Meine Erinnerung war bei vier Nuancen dunkler. Ihre Möpse waren auch kleiner - aber einen Drang nach unten hatten sie noch nicht. Wie lange war es her, dass wir uns zuletzt sahen? Die Ganglien meine Gehirnes kamen auf zwanzig Jahre. Dann war sie jetzt Anfang vierzig.
Ich wurde vom Klicken des Zapfhahnes unterbrochen. Der Tank war voll. Schnell meine Kreditkarte belastet, dann
brauste
ich auch schon wieder davon. Rechts ab, in eine ruhige Wohngegend.
Endlich konnte ich Erika in den Arm nehmen. Erst als wir uns wieder küssten, bemerkte ich, dass es still geworden war. Weiß ...