1. Lauschen, Kap. D Dera Guamann


    Datum: 02.10.2019, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus

    D. Dera Guamann, 21
    
    Am Gang mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzt Dera Guamann auf Sitzplatz Nummer 21.
    
    Guamann hatte einen lauten Arbeitstag hinter sich, denn er war als Gutachter auf einer Baustelle tätig und musste im laufenden Betrieb der Baustelle arbeiten. Er ist froh, dass für ihn das Rattern der Betonmischer und das Rütteln der Verdichter vorbei ist. Die Fahrtgeräusche der Eisenbahn mit ihrem Rattern über die Gleise nimmt er nicht wahr, das stört ihn überhaupt nicht. Das ist doch nur ein leises Säuseln für ihn, ein angenehmes noch dazu. Gleich nach Verlassen des Bahnhofs hat er wieder zu dösen begonnen, die Durchsage nimmt er jedoch zur Kenntnis.
    
    "Verdammte Axt," denkt er, "da wird die Nacht wieder so kurz. Scheiß Bahn! Hoffentlich habe ich noch genug Zeit für Daniela. Ach, wie ich mich auf sie freue."
    
    Daniela ist seine Freundin, die den gemeinsamen Haushalt führt und mit der er sich vergnügt, so oft es eben geht, wenn einer über die Woche nicht da ist.
    
    Er will seinen Halbschlaf bis zum nächsten Halt, wo er aussteigen wird, fortsetzen. Aber gerade als er die Augen geschlossen hat, bekommt er mit, wie jemand mit seinem Handy telefoniert. "Mist", denkt er, "hoffentlich quatscht der nicht endlos so wie bei manchen Zeitgenossen."
    
    „Hallo, Veronika? Hier ist Chris." - Ah, er verortet die Geräuschquelle bei dem Mann, der mit ihm in der Reihe am Fenster sitzt.
    
    „Wir sind gerade an Frankfurt vorbei und ich wollte nur Bescheid sagen, dass mein Zug eine ...
    ... Stunde Verspätung hat", hört Dera seinen Mitfahrer sagen. Ja, vielleicht sollte er auch noch bei Daniela anrufen.
    
    „Ja, soll ich mir lieber ein Taxi nehmen?", fragt der Mann nun. Dera denkt daran, dass er noch mit dem Bus fahren muss. "Aber vielleicht sollte ich auch ein Taxi nehmen, falls der Bus mal wieder gerade abgefahren ist und ich lange warten muss. Was haben die abends für Abstände? Ah, so um die zwanzig Minuten. Na, da hat der Mann es gut, der wird vielleicht von seiner Frau abgeholt. Und vielleicht gehen die dann auch noch in die Kiste, gleich danach."
    
    „Veronika? Ist alles okay?", unterbricht der Mann Deras Gedanken.
    
    "Oh, was hat er oder besser sie, gibt's bei denen auch Zoff, wenn er mal später nach Hause kommt? Daniela hat ja dann immer keine Lust, mit mir zu schlafen, ist sauer. Naja, vielleicht sollte ich sie mehr verführen und verwöhnen, aber ich will auch nicht immer so lange warten, da staut sich bei mir über die Woche auch immer so viel an, ich muss es heute einfach noch los werden." Dera überlegt, wie er sie verführen kann...
    
    Dera wird nach Hause kommen, er wird Daniela umarmen. Es wird, wie immer, nur ein sparsames Abendessen geben. Dann wird er hinter sie treten und ihre Schultern und den Nacken massieren. Leichte, zarte Griffe, und er wird mit zwei Fingern um ihren Hals streicheln, ganz zärtlich.
    
    Von einer Vorstellung der Zukunft dieses Abends gleitet Dera in die Realität des Traumes ab.
    
    Mit beiden Händen umrundet er ihren Hals, er beugt ...
«1234»