Strawberry-Ice
Datum: 17.11.2019,
Kategorien:
Medien,
Erdbeereis
Die Menschenmasse erdrückt dich. Sie war im Bus schon unerträglich, doch hier draußen ist es
schlimmer. Tausende Menschen, aneinander klebend im Schweiß des Samstagvormittags. Tausend misslungene Schönheiten, die sich in ihren drei Fetzen Stoff ungemein sexy fühlen, obwohl ihnen ein drei Meter langes Wickelkleid besser stünde. Und das alles nur, weil du ein Geburtstagsgeschenk für deine Schwester kaufen musst. Du verfluchst deine Mutter, weil sie deinen Vater unbedingt im Winter knallten musste. Du rempelst gegen Menschen, knallst gegen Bänke und bleibst fast in einem Ast hängen. Du atmest schwer, deine Klamotten kleben an deinem Körper
und auch das Kaufhaus ist keine Abwechslung; die Klimaanlage ist so kalt eingestellt, dass man damit die Arktis runterkühlen könnte. In deinem überhitzte Kopf kramst du nochmal alle wichtigen Momente hervor, die dir die Lösung für das Rätsel des versteckten Geburtstagsgeschenkes schenken könnten: der gemeinsame Sandkuchen, den eure Mutter verschmähte, die Streits um zu laute Musik, die Matheprüfung, für die ihr gemeinsam gelernt habt. Und auf einmal fällt dir auf, wie wenig du deine Schwester kennst.
"Guck nicht so!", hörst du auf einmal einen Stimme neben dir.
"Was?", fragst du geistesabwesend.
"Du guckst wie ein Eichhörnchen auf Dope!"
Du reibst dir die Augen und blickst dich um. Das Mädchen neben dir in der Black-Sheep-Abteilung des Kaufhauses sieht dich belustigt an. Ihre haselnussbraunen Haare fallen in ...
... sanften Wellen ihre Schultern hinab und prallen auf einen lilane Lederjacke, die ihre durch ein grasgrünes Neckholdertop ausgesparten Schultern verdeckt. Die Steine auf ihrem Top glitzernd dezent, fast schon ironisch. Ein brauner Gürtel sorgt dafür, dass ihre dunkelblaue Jeans niemals unterhalb ihrer Hüfte rutzscht. Du fragst dich routiniert, welche Körbchengröße den schmalen Strich in ihrem Ausschnitt bildet und ob du jemals ihre Arschfalte zu sehen bekommst. Als dein Blick nach einem kurzen Umweg über ihre orangenen Flipflops wieder nach oben wandert und in ihren rehbraunen, forsch guckenden Augen endet, keimt in dir ein unheimlicher Verdacht auf...
"Woher weißt du von..."
Auf einmal fängt sie schallend an zu lachen. Ihr Feixen ist hell, aber nich aufdringlich und ihre Locken wippen im Takt.
"Ich hab dich nur verarscht, aber", sie unterbricht sich erneut und muss sich an einem Regal festhalten. Du fragst dich, was du tätest, wenn sie sich kichernd auf dem Boden kugeln würde.
"Natürlich, ich bin von schwarzen Schafen umgeben, ich weiß weder wie sie heißen, noch wem sie gehören.
Ich esse Schafe am liebsten gekocht oder gebraten", sagst du sarkastisch. Du weißt nicht, ob du dich über den sinnlosen Samstag ärgern oder über das nette Gespräch freuen sollst.
"Ja, ich hab auch keinen Plan. Soll ich dir helfen, aus diesem Irrgarten rauszukommen?"
Jetzt bist du es, der lacht. Die Idee, durch die vollgestopften Regale ans Ziel zu laufen und am Ende einen ganz, ganz ...