Am Scheideweg
Datum: 26.11.2019,
Kategorien:
Hausfrauen
... in den Wochen zuvor. Ihre Gespräche waren kurzweilig, und sie fühlte sich wohl. Gegen 20 Uhr eröffnete Karin ihrem Ex-Verlobten, dass sie jetzt nach Hause müsste. Karin hatte erwartet, dass David sie zum Abschied wieder intensiv küssen würde. Sie war fast ein wenig enttäuscht, dass seine Lippen nur flüchtig die ihren berührten. „Lass es uns langsam angehen", hatte er ihr zugeflüstert. „Du bist mir wichtig, und ich will, dass du es auch willst, wenn wir uns wieder lieben werden."
Natürlich hatte Karin irgendwann etwas in dieser Richtung erwartet, schließlich war sie sich bewusst, dass sie seit einem Monat eine Affäre mit David hatte, auch wenn diese sich noch nicht körperlich manifestiert hatte. Und wollte sie sich ihm auch wieder hingeben? Falls nicht, warum war sie dann hier? Warum hatte sie das Vertrauen ihres Ehemannes seit Wochen missbraucht, indem sie ihm ihre Treffen und Telefonate mit David verschwieg?
Als sie sich Davids Abschiedsworte in ihr Gedächtnis zurückrief, schüttelte sie amüsiert ihren Kopf. Das war doch nicht der selbst gefällige David, der sie vor fünf Jahren mit ihrer damaligen besten Freundin Sonja betrogen hatte. Als sie davon erfuhr, hatte sie ihm eine Szene gemacht, und ihn sofort verlassen. Sie dachte zurück, wie sie sich seinerzeit kennengelernt hatten, und wie sie sich Hals über Kopf so in ihn verliebt hatte, dass sie bereits nach dem zweiten Date miteinander die Nacht mit ungezügeltem Sex verbrachten. „David muss sich in den vergangenen fünf ...
... Jahren geändert haben, schließlich ist auch er älter geworden", beendete sie ihre Gedanken.
Nachdem sie die Haustür hinter sich geschlossen hatte, blieb sie still im Flur stehen. Sie schellte sich selbst eine Idiotin, als sie schnell in die Seitentasche ihrer Kostümjacke griff, und ihren Ehering herausholte. Sofort schob sie das Symbol ihrer Ehe über den Ringfinger ihrer rechten Hand. Jetzt war sie wieder eine Ehefrau.
Ihr Ehemann Walter hatte sie bestimmt schon gehört, und würde zu ihr kommen, um sie zu begrüßen. Mit dem Gefühl, dafür eigentlich noch nicht bereit zu sein, lauschte sie in die Stille des Hauses. Hatte Walter noch nicht bemerkt, dass sie da war? Sie rief nach ihm: „Hallo Schatz, ich bin zuhause! Wo treibst du dich denn rum?" Doch sie bekam keine Antwort. Das war ungewöhnlich, denn er war immer da, wenn sie nach Hause kam. Und er hatte sie immer mit einem Kuss begrüßt. Sie überlegte, ob er ihr gegenüber geäußert hätte, dass er heute später nach Hause kommen würde. Aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dies von ihm gehört zu haben.
Sie rief Walter noch einmal, und machte sich dann auf die Suche nach ihm. Als sie sah, dass ein Licht im Esszimmer brannte, betrat sie erwartungsvoll den Raum. Doch er war menschenleer. Sie blickte sich um, und sah auf dem Esstisch ein paar Papiere liegen. Und etwas Kleines, das im Licht der Zimmerdecke ein wenig funkelte.
Schlagartig war ihre Fröhlichkeit verflogen, und wurde durch Schuldgefühle und Angst ersetzt. Als ...