Am Scheideweg
Datum: 26.11.2019,
Kategorien:
Hausfrauen
... erinnern.
Ich weiß seit etwa zwei Wochen von deinem Verhältnis mit ihm. Du erinnerst dich vielleicht, dass ich vor 14 Tagen eine schwere Erkältung hatte, und im Gästezimmer geschlafen habe, damit ich deine Nachtruhe nicht störe. Gegen 22 Uhr hat mich der Klingelton deines Handys geweckt. Es lag im Esszimmer, und du warst im Wohnzimmer, und hattest ferngesehen. Deshalb hattest du auch eine gewisse Zeitspanne gebraucht, um auf den Klingelton zu reagieren. Ich war aufgestanden, um zu schauen, warum du das Telefonat nicht annimmst. Ich stand im dunklen Flur, als du dein Handy ans Ohr führtest, und den Anrufer mit seinem Namen David ansprachst. Du fragtest ihn, was dir die Ehre seines Anrufs verschafft? Ehre? Wirklich? Und dann habt ihr über eine Stunde miteinander gesprochen. Es kann nicht euer erstes Telefonat nach der Trennung gewesen sein, dafür war die Begrüßung zu vertraut. Die Kontaktaufnahme durch ihn kam für dich auch nicht unerwartet.
Ich habe nicht gehört, worüber ihr euch unterhalten habt. Du hast sehr leise gesprochen. Ich unterstelle, dass du mich nicht wecken wolltest. Aber mit welcher Intention? Um etwas zu verbergen?
Am nächsten Morgen habe ich dich gefragt, wer dich so spät noch angerufen hatte, und du hast mir geantwortet, dass es deine Freundin Michi war, die vermeintlich ein kleines Liebesproblem hatte, und von dir getröstet werden wollte.
Mit dieser Lüge hast du mein Vertrauen missbraucht. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte es schon komisch ...
... sein, wie Menschen, in diesem Fall leider du, manchmal die Folgen ihres Handelns unterschätzen. Warum hast du mich belogen? Warum hast du ausgenutzt, dass ich dir glauben würde? Warum hast du mein Vertrauen missbraucht? Und dann auch noch auf eine solch plumpe Art, denn ich hätte Michi doch einfach anrufen, und um eine Bestätigung eures Telefonates bitten können. Ich habe es aber nicht gemacht, weil ich dir vertrauen wollte. Dennoch, die Saat des Zweifels war gelegt. Und sie ging schnell auf. Seit einigen Wochen schon bist du immer dienstags und donnerstags später als davor üblich nach Hause gekommen. Du hast mir dafür eine -- aus meiner damaligen Sicht -- plausible Erklärung gegeben, indem du mir von einem Englisch-Kurs erzählt hast, an dem jeder Beschäftigte in deiner Bank -- ab Position Abteilungsleiter -- teilnehmen musste. Nun unterstellte ich einfach, dass auch dies eine Lüge war, und du diese Abende anders als mit Englisch Pauken verbracht hast.
Letzte Woche Dienstag habe ich vor deiner Bank auf dich gewartet. Ich wollte eine Bestätigung, dass deine Begründung für dein Fernbleiben keine Lüge war. Mein Vertrauen in dir war bereits angegriffen. Du glaubst nicht, wie enttäuscht ich war, als du gegen 17 Uhr das Bankgebäude verlassen hast, und du, statt nach Hause zu kommen, zu einem Restaurant in der Essener Innenstadt gefahren bist. Ja, ich bin dir gefolgt, und habe gesehen, wie du von einem Mann vor der Tür des Restaurants in Empfang genommen wurdest. Als du gegen halb ...