Am Scheideweg
Datum: 26.11.2019,
Kategorien:
Hausfrauen
... Anhören seiner Botschaft spielte Karin diese noch ein zweites und ein drittes Mal ab. Dann schüttete sie sich ein Glas Wein ein, und ging ins Wohnzimmer. In der Dunkelheit setzte sie sich auf das Sofa, und zog die Beine an ihre Brust. Sie schloss die Augen, und dachte an ihren Mann. Er hatte die Situation auf den Punkt gebracht, so wie er es meistens tat. „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen." Scheiße, Walter hatte mit allem Recht. Warum hatte sie zugelassen, dass David wieder in ihr Leben trat? Warum hatte sie David höhergestellt, als ihren Mann? Sie verfluchte sich selbst, denn sie erkannte, dass sie allein an der aktuellen Situation Schuld trug. Sie musste versuchen, das eigentlich Unmögliche zu schaffen, nämlich ihre Ehe zu retten.
Sie fragte sich selbst, warum sie die Kontaktaufnahme durch David akzeptiert hatte. Dann erinnerte sie sich an die liebevollen Gefühle, die sie hatte, als sie heute Abend nach Hause kam. Aber diese Gefühle galten nicht ihrem Ehemann, sondern David. Sie hatte ihre Ehe aufs Spiel gesetzt, nur um ihren Ex-Geliebten zu treffen, und mit ihm für ein paar Stunden zusammen zu sein. Wie hatte es Walter in seiner Analyse ausgedrückt? Sie spulte das Band an die entsprechende Stelle, und lauschte Walters Worten: „Du bist mit unserer Ehe beim Spiel mit und um David ins Risiko gegangen, um was zu gewinnen? Die Antwort kann doch nur ‚David' sein. Ich gehe davon aus, dass du ein neues Kapitel in deinem Leben mit ihm aufschlagen möchtest."
Konnte es ...
... sein, dass sie das wirklich wollte? Nein, das wollte sie nicht, dessen war sie sich sicher. Sie musste deshalb Fakten schaffen. Wie in Trance nahm sie ihr Telefon zur Hand, und wählte Davids Nummer. Er nahm fast sofort das Telefonat entgegen, und begrüßte sie mit den Worten: „Hallo Süße, ich habe nicht so früh mit deinem Anruf gerechnet. Hast du mich vermisst? Ich schmecke immer noch deinen Kuss."
Karin unterbrach ihn. „Nein, David, ich habe dich nicht vermisst. Eigentlich habe ich dich seit unserer Trennung vor fünf Jahren, nachdem du Sonja gevögelt hattest, nicht mehr vermisst. Du hast es erneut geschafft, meine Partnerschaft mit dem Menschen, den ich liebe, zu zerstören. Nein, das stimmt nicht. Ich tue dir Unrecht. Ich war es, die meine Ehe vielleicht zerstört hat. Du warst nur eine kleine Requisite in diesem Prozess. Mein Mann hat mich verlassen, und das mit Recht. David, ich will dich nie wieder sehen, noch mit der sprechen. Verschwinde aus meinem Leben, so wie du die letzten fünf Jahre verschwunden warst. Dieses Mal aber für immer. Ich liebe dich nicht. Ich hasse dich nicht. Du bist mir gleichgültig. Hast du das verstanden?"
„Karin, bis du von Sinnen? So wie du mich heute Abend geküsst hast, kann ich nicht glauben, dass du von dem, was du gerade gesagt hast, überzeugt bist. Du liebst mich, gestehe es dir ein. Hat dein Sinneswandel etwas mit deinem Ehemann zu tun? Ich wusste, dass du verheiratet bist, und du immer deinen Ehering, kurz bevor wir uns gesehen haben, ...