Auf der guten Seite der Grenze
Datum: 30.11.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
... ein Liebesspiel. Mehr als einmal hatten sie das Abendessen ausfallen lassen oder waren zu spät zu einer Einladung gekommen, weil sie auf dem Sofa Sex hatten.
Er lächelte versonnen. Doch gleichzeitig drängte sich ein anderes Bild dazwischen, ein anderer Eindruck. Eine Brust, kleiner und straffer, unter einem flaschengrünen Kleid... Von den folgenden Erläuterungen über den aktuellen Stand der Hochzeitsvorbereitungen bekam er nur die Hälfte mit.
„Ich muss Schluss machen", warf er irgendwann ein. „Die anderen wollen gleich Essen gehen."
„Gut. Ich habe mich noch mit Helga verabredet, im ´Bingo´. Dann bis Samstagabend! Ich liebe dich!"
„Ich liebe dich", antwortete er automatisch und beendete die Verbindung.
Stirnrunzelnd ließ er das Handy sinken. Stimmte das, was er gesagt hatte? Liebte er Jette? Konnte man das Liebe nennen, wenn ein Teil seines Gehirns sich gleichzeitig ausmalte, wie es sein würde, wenn Kathrin in wenigen Stunden unter seine Decke schlüpfte und sich an ihn schmiegte?
Doch seltsamerweise spürte er zwar Beklommenheit, aber keine nagenden Zweifel. Kathrin, das war hier und jetzt. Er würde sie nicht wiedersehen, wenn das Seminar vorüber war. Weder wollte er es, noch konnte er. Also hatte es nichts mit dem Rest seines Lebens zu tun.
Nein, das stimmte nicht, musste er zugeben. Es hatte sehr wohl etwas damit zu tun. Doch die seltsame Romanze mit Kathrin fühlte sich an wie eine Insel. Abgeschieden, weit entfernt vom staubigen Alltagskontinent. Was ...
... immer auf diesem Eiland geschah, erzeugte nur schwache Echos anderswo.
Hoffentlich.
Kathrin hatte sich noch immer nicht geäußert. In der Nachmittagspause bat sie um Entschuldigung und ging auf ihr Zimmer, dachte wohl nach. Ob sie kommen würde? Oder doch einen Rückzieher machen? Schließlich war sie bereits verheiratet, nicht nur verlobt.
Das Lodern von dem Ausflug auf den Hügel glomm noch in seinen Adern. Am liebsten hätte er dem Mädchen gleich dort die Kleider vom Leib gerissen, und aller Wahrscheinlichkeit nach hätte sie sogar mitgemacht. Gut, dass er der Versuchung widerstanden hatte. Das war ein Spiel mit dem Feuer, was sie hier trieben. Überstürzte Entscheidungen führten unweigerlich zu Brandwunden.
Ein elektronisches Piepen ließ ihn hochschrecken. Er sah sich um. Ah, an dem Haustelefon auf dem Schreibtisch blinkte eine grüne LED. Das war doch sicher --
„Ja?"
„Alex, hier ist Kathrin."
„Hallo!"
Er lauschte in den Hörer. Für zwei Sekunden hörte er nur ihren Atem, spürte ihr Zögern. Sein Herz wurde schwer wie ein Stein.
„Ich -- wir sollten es lassen, Alex", begann sie. „Ich weiß einfach nicht, ob es richtig ist. Ich habe gerade mit Detlef telefoniert, und...". Die Stimme verklang.
„Verstehe", sagte er, mit derselben schrecklichen Vernünftigkeit im Tonfall.
„Außerdem... ich bin nicht sicher, ob wir es kontrollieren können. Ob wir dann wirklich nur schmusen, und nicht doch irgendwann übereinander herfallen. Für mich kann ich da jedenfalls nicht ...