1. Für T. (unsere einzige Nacht)


    Datum: 01.12.2019, Kategorien: Romantisch

    ... drum und dran" lehnte ich dankend ab.
    
    T. bekam das gleiche Angebot von einem der Stripper. Sie sah ihn an und lächelte: "Danke, aber ich habe hier mehr als genug Aufregung." Der Stripper musterte mich von oben bis unten und schüttelte leicht den Kopf: "Na ja, wie die Dame meint."
    
    Es war schon wirklich spät. T. und ich waren so ziemlich die letzten Gäste. Von unseren beiden Gruppen war niemand mehr da, als der Barkeeper zu uns kam: "Na, ihr beiden Turteltäubchen, habt ihr kein Hotel?" Wir sahen uns an und lachten beide laut auf. "Schnapp dir deine Braut und verzieh dich Seemann, wir haben bald Sperrstunde und hier könnt ihr nicht mehr bleiben." Obwohl es nicht zu seiner Wortwahl passte, sagte er das doch recht freundlich.
    
    T. und ich verließen das Lokal und wir schlenderten über die Reeperbahn zu den Taxistandplätzen. Es war noch immer einiges an Betrieb, vor allem Betrunkene und grölende Leute waren unterwegs.
    
    T. nahm meine Hand und legte im Gehen ihren Kopf an meine Schulter: "Wenn ich dich gefragt hätte, ob du mit mir für eine halbe Stunde mit allem drum und dran auf ein Zimmer gehen möchtest, hättest du da auch abgelehnt?" Wir blieben stehen und ich sah sie fragend an: "Ähm, wie meinst du das?"
    
    T. stand vor mir und nahm mich an beiden Händen: "Also,", sie senkte den Kopf, "ich habe meinen Mann noch nie betrogen, aber ...", sie sah in die beginnende Morgendämmerung, "würdest du die kommende Nacht mit mir verbringen wollen?"
    
    Ich war komplett baff. Bevor ich ...
    ... etwas antworten konnte, wobei ich ohnehin nicht gewusst hätte was, legte T. mir einen Finger auf die Lippen: "Bevor du antwortest, hör mir bitte noch kurz zu ... Ich habe echt eine schwierige Zeit hinter mir und es war nicht klar, ob ich überlebe. Ich will dir das jetzt nicht im Detail schildern, würde es dir aber gerne heute Abend erzählen. Mir ist bewusst geworden, dass ich in meinem Leben nicht immer warten darf, dass ich Dinge ansprechen und tun muss, um wirklich zu leben. Ich möchte auch nie wieder vergebenen Möglichkeiten nachtrauern, sondern mein Leben selbst in der Hand haben, solange es halt geht. Wir haben uns jetzt fast vierzig Jahre nicht gesehen und ich war als junges Mädchen echt in dich verliebt und ich fühle mich jetzt bei dir auch wirklich wohl. Wir haben uns durch einen riesigen Zufall wieder getroffen und so wie ich das einschätze, werden wir uns in unserem Leben vermutlich nie wieder sehen."
    
    Sie lächelte mich an: "Na vielleicht in vierzig Jahren wieder. Wir haben also in unserer beider Leben genau eine Chance auf etwas Gemeinsames und das ist die kommende Nacht. Diese einmalige Chance möchte ich einfach nutzen und die Nacht mit dir verbringen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich dich nicht wenigstens gefragt hätte und darum habe ich es getan. Es wird zwar nicht leicht sein, meinen Gören zu erklären, dass ich morgen nicht mit ihnen feiern will, aber sie werden es wohl verstehen." Sie sah mich mit ihren wunderbaren großen blauen Augen an: "Also, was ...
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