Sterne
Datum: 09.12.2019,
Kategorien:
Romantisch
... vieltausendfaches mehr als das menschliche Auge an Licht aufnehmen. Und trotz der extremen Lichtverschmutzung der Großstadt sah ich nun die Dinge, von denen ich immer geträumt hatte.
Wenn das Wetter mitspielte. In dieser Woche war nicht mehr daran zu denken. Es klingelte an der Tür. Sowas, ich hatte doch nichts Neues bestellt? Besucher erwartete ich nicht. Ich lebte ein ruhiges, zurückgezogenes Leben, arbeitete als Übersetzer im Homeoffice, hatte zu den meisten meiner Freunde den Kontakt verloren, ging eigentlich nur noch zum Einkaufen und anderen Notwendigkeiten des Lebens nach draußen.
Helge. Mein Gott, wie lange hatte ich den nicht mehr gesehen? Verblüffte drückte ich die Freigabe und erwartete seine Ankunft. Helge, der Bassist meiner ehemaligen Band. Ein paar Jahre jünger als ich; die langen Haare hatte er immer noch, nun mit etlichem Grau durchzogen und zum Pferdeschwanz zurückgebunden. Blast from the past.
"Hey Alter, das gibt's doch gar nicht. Was machst du denn hier? Wie hast du mich überhaupt gefunden?", begrüßte ich ihn und bot ihm einen Platz an. "Das war schwer genug, Mann. Du bist echt abgetaucht, oder? Hättest dich ruhig mal melden können, oder was."
Ja, ich war nicht gut darin, Kontakte aufrechtzuerhalten. Und unsere gemeinsame Zeit in der Band lag auch fast fünfundzwanzig Jahre zurück. So, wie er aussah, hatte er sich nicht aus dem Musikgeschäft zurückgezogen. Ich machte uns einen Kaffee, während er mein Teleskop bewunderte.
"Das ist ja ein ...
... Hammerteil. Und was machst du damit? Geile Frauen anspannen oder was? Da siehst du doch bestimmt jedes einzelne Schamhaar deiner geilen Nachbarinnen."
"Du Vogel, immer noch nur Sex and Drugs and Rock'n'Roll im Kopp, was? Du wirst echt nie erwachsen. Aber nein, ich fotografiere Galaxien, Nebel und sowas. Wenn das scheiß Wetter es mal zulässt, heißt das. Nimmst du Milch? Habe ich vergessen. Alles schon büschen her, wa?"
"Nee, Zucker. Hast du Zucker?"
"Stimmt, du warst immer schon pervers. Jetzt fällt's mir wieder ein. Ja, irgendwo hab ich welchen. Moment."
Ich hatte nicht einmal gewusst, dass er ebenfalls in Berlin lebte. Wir kamen beide ursprünglich aus Hannover, wo unsere Band mal eine lokale Größe gewesen war. Wir lange dem tatsächlichen Durchbruch nachgejagt waren. Und als wir an dessen Schwelle standen...
"Was machst du denn hier? Du lebst jetzt auch in Berlin? Seit wann denn?"
Helge rührte tatsächlich fünf Löffel Zucker in seinen Kaffee. Ich verzog mein Gesicht. Das war damals wie heute abartig.
"Schon zehn Jahre, Alter. Der Musi wegen, was sonst. Verschiedene Projekte, eine ganze Zeit Studiomusiker, aber das war zu ätzend. Keine Lust mehr, Jingles für MacDonalds aufzunehmen. Back to the roots, Mann. Ich bin wieder in einer guten Band. Einer mit echtem Potential."
"Das freut mich. Ich hab seit damals kein Instrument mehr angefasst. Obwohl die Möglichkeiten hier natürlich andere sind."
"Aber deine Klampfe hast du noch?"
Hm. Was wurde das? Die ...