1. The Beautiful Black Bull 04


    Datum: 30.12.2019, Kategorien: Verschiedene Rassen

    ... lauerte.
    
    Ich blickte wieder zu meiner Frau. Nicoles dunkler Schopf kreiste weiterhin müde von einer Seite zur anderen. Schließlich kippte er gegen meine Schulter. Orientierungslos schlug sie ihre Augen wieder auf und hob ihr Haupt zurück ins Zentrum der Kopfstütze. Verdattert sah sie in meine Richtung und lächelte müde. Dann wurden die Lider wieder schwer und das dahin dämmernde Kreisen begann von Neuem. Von ihrer triebhaften und dunklen Seite war in den feinen Linien ihrer porzellanweichen Miene nichts mehr zu entdecken. Sie sah so unschuldig und friedlich aus wie eh und je. Ihr Anblick berührte mich und ich dachte wieder an jenen Tag am See, an welchem wir uns kennengelernt hatten. Das Schicksal hatte es gut mit mir gemeint, so einer Frau zu begegnen. Ich hoffte inständig, dass jener abenteuerlich verschlungene Seitenpfad mit diesem Afrikaner an unserem Glück nichts ändern würde.
    
    Kurz bevor wir unser Ziel erreichten, verdichtete sich der Niederschlag. Klatschende Regentropfen trommelten immer massiver auf unser Auto hinab. Ein Platzregen fegte über die Landschaft und verwandelte die Fahrbahn in eine fließende Wasserrinne. Die Scheibenwischer hetzten in höchster Stufe hin und her ohne sichtbaren Erfolg. Ich bog auf das Grundstück meiner Eltern ein. Als ich den Motor abstellte, waren es knappe fünf Meter bis zur Haustür. Eine große Distanz bei so einem gewaltigen Guss. Fasziniert blickte ich durch verschwommene Scheiben auf den heftigen Schauer, der aus dem dunkelgrauen ...
    ... Wolkensack über uns hinab stürzte.
    
    Plötzlich öffnete sich die Eingangstür meiner Eltern. Ich erkannte die Schemen meines Vaters, der mit einem sehr großen aufgespannten Regenschirm heraus trat. Er kam auf unser Auto zu. Mit beiden Händen klammerte er sich an Stock und Griff und kämpfte sich durch die peitschenden Regenwehen hindurch. Ganz der Gentleman, der mein Vater war, umrundete er das Auto und steuerte die Beifahrertür an. Offenkundig um Nicole unter dem Schutz seines Schirms in das Haus zu geleiten.
    
    „Dein Vater ist so süß!"
    
    „Ja! Wie eine Zuckerwatte auf zwei Beinen!... Ich nehme Maja unter meine Jacke ... Den Rucksack hohlen wir später aus dem Kofferraum!"
    
    Ich befreite meine Tochter aus ihrem Kindersitz, legte sie mir auf den Bauch und zog den Reißverschluss hoch. Mit einem süßen Grinsen verschwand sie unter der Jacke, bis nur noch ein kleiner Teil ihres dunklen Monchhichischopfes heraus guckte. Während dessen hatte meine Frau bereits die Tür geöffnet. Sie schwang sich unter den aufgespannten Schirm meines Vaters, ihre weiße Regenjacke unter den Arm geklemmt.
    
    Ich stemmte die Fahrertür auf, bekam den ersten Schwall des Regengusses ins Gesicht, sprang aus dem Auto und rannte los. Als ich am Eingang angekommen war, schnellte mein Blick zurück zu meiner Frau, die mit ihren hohen Stöckelschuhen ungelenk durch den steinigen Kies stakste. Zusammen mit meinem Vater kämpfte sie sich durch eine Böe hindurch. Die Bespannung des Schirms flatterte bedrohlich, gab dem ...
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