Weeslower Chroniken I - 1997 - Nadine - Kapitel 2 - Das Alte Forsthaus
Datum: 05.03.2020,
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Schamsituation
... tiefblaue ruhige Wasser beider Seen glitzerte wunderschön im Sonnenschein, während der Kanal im Schatten der leuchtend grünen Erlen an seinen Rändern lag. Gerade fuhren vier Kajaks in den kleinen Kanal ein. Nadine stellte sich an das Brückengeländer und schaute den Booten zu, wie sie fast lautlos, nur durch leise, kurze, schnelle Stöße der vier Paddler, zwei älteren Pärchen, vorantrieben. Sie winkte, die Paddler winkten zurück. Vor allem die Blicke der beiden Männer verharrten etwas länger auf ihr, dem schlanken, dunkelhaarigen Mädchen in den sehr knappen Shorts.
Auf der anderen Seite weitete sich wieder das Land, die Seen traten zurück, und nach fünf weiteren Minuten Gehzeit auf einem Plattenweg kamen links und rechts eine Handvoll hinter Vorgärten zurückgesetzte Neusiedler-Häuser, und dahinter in einer Weggabelung, halb verdeckt durch eine hohe Fliederbuschhecke, das Dach eines querstehenden Gebäudes in Sicht, auf das sie direkt zulief. Das musste es der Beschreibung nach sein. Als sie an die Pforte gelangte, erblickte sie hinter Rhodendondren und weiteren Fliederbüschen ein altes, recht langgezogenes Backsteinhaus. Es mochte an die hundert Jahre alt sein und war anscheinend erst vor kurzem hübsch restauriert worden. Zwischen den Büschen und dem Haus lag ein idyllischer gepflegter Bauerngarten. An der Pforte stand auf einem Schild aus Holz: "Pension Altes Forsthaus".
Nanu, hier sollte er wohnen? In einer Pension? Davon hatte er nichts erzählt. Nadine trat durch ...
... die offene Pforte hindurch, ging zur Eingangstür und spähte durch die einzige Klarglasscheibe darin. Prompt hörte sie eine Frauenstimme von drinnen, dann Schritte. Die Tür öffnete sich, eine kleine, etwas füllige alte Dame blinzelte sie aus freundlichen Augen an.
"Hallo, schönes Kind! Ich habe leider kein Zimmer für Dich frei."
"Guten Tag. Ich möchte zu Michael Schneider, wohnt der hier?"
"Ach so, zu Michael möchtest Du." Einen kurzen Blick an Nadine herabwerfend fuhr sie fort: "Hätte ich mir ja denken können. - Da bist Du hier falsch. Aber immerhin fast richtig." Die alte Dame erklärte ihr, dass sie nur um das Haus herumgehen müsse, am besten gleich quer über das Grundstück hinüber, dort stehe ein Haus mit einer Scheune daran und mit einem Gerüst an der einen Seite. Dort wohne er. Ja, er sei auch da, ganz sicher.
Nadine bedankte sich brav und verabschiedete sich von der alten Dame. Erneut erahnte sie die Blicke auf ihren nur halb bedeckten Po. Als sie um die Ecke bog, erblickte sie das beschriebene Haus hinter dem Garten, getrennt durch eine weitere Hecke.
Nun verspürte sie Aufregung. Wie er wohl reagieren würde auf ihr plötzliches Erscheinen? Und wie es wohl werden wird, ihn wiederzusehen, nach einem Jahr?
Sie ging über eine gepflegte Rasenfläche zwischen Liegestühlen, einer Schaukel, einer kleinen Plastikrutsche und einem Holzpavillon weiter nach hinten, wo ein Blockhaus, wohl eine Sauna, wie sie vermutete, mit einer Außendusche stand. Daneben lag ein ...