1. Kumiho Na-Ri 03


    Datum: 25.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... Yun.
    
    Sie traute es sich durchaus zu, es mit allen Samurai aufzunehmen, wenn sie ihre volle Kraft hatte. Doch bereits ein Kratzer durch eine solche Waffe könnte sie im Moment lähmen. Ein offener Kampf, mit beinah 50 Samurai, ohne dass sie zumindest einen Kratzer abbekäme, war auch für sie undenkbar. Diese Kämpfer waren nicht umsonst für ihre Waffenkunst berühmt.
    
    Bei diesen Gedanken bleckte sie unbewusst ihre Zähne.
    
    Sie zog sich von der einen Seite des Lagers zurück und umrundete es in sicherem Abstand. Auf der anderen Seite, näher an der Hütte, erhoffte sie, mehr zu erfahren.
    
    Geschickt schlich sie so nahe heran, wie es ihr möglich war, ohne sich der Gefahr der Entdeckung auszusetzen. In der Dunkelheit würde sie sogar noch näher herankommen können. Jetzt lauerte sie und wartete auf irgendetwas, was ihr nützlich sein konnte.
    
    Yun lebte lange genug in dieser Welt, um Geduld zu haben. Der Feind würde einen Fehler machen. Und dann wäre sie da.
    
    * * *
    
    Teiko winkte nach dem Gespräch mit Taka dem Dolmetscher und begab sich mit ihm in die Hütte, wo De-Yong noch immer schlief.
    
    Sie wies den Dolmetscher an, sich in eine Ecke zu knien und zu warten, während sie den Gefangenen untersuchte. Zunächst überprüfte sie seine Fesseln, ob sie zu eng oder zu lose waren. Dann fühlte sie, ob er fiebrig war, kontrollierte Puls und Atmung. Sie war keine Ärztin, hatte jedoch als Miko genug Kenntnisse, um zu erkennen, ob jemand ernsthaft krank war.
    
    Und dieser Mann war ...
    ... krank.
    
    Seine Atmung ging flach und sein Pulsschlag war niedrig. Ratlos betrachtete sie ihn. Was konnte sie tun?
    
    Endlich rüttelte sie ihn an der Schulter und versuchte ihn zu wecken.
    
    Es schien endlos zu dauern, bis sich endlich ein Erfolg einstellte und er zu sich kam. Verwirrt starrte er sie an.
    
    „Du wirst mir jetzt sagen, was ich wissen muss!", sagte sie ihm und ließ die Worte vom Dolmetscher übersetzen. „Weshalb bist du so schwach?"
    
    De-Yong war noch halb in Trance und verstand erst nicht, was sie wollte. Es dauerte, bis er die Frage begriff. Aber selbst dann fiel es ihm schwer, zu entscheiden, was er antworten sollte. Es waren seine Todfeinde. Und alles, was er ihnen sagen konnte, könnte ihnen helfen.
    
    Teiko verlor ihre Geduld und schlug die Decke zurück. Sie legte ihre Hand um sein Gemächt und drückte mit aller Kraft zu.
    
    „Los, antworte!"
    
    De-Yong schrie vor Schmerzen auf.
    
    Sie hielt den Griff eine kurze Zeit aufrecht, während er sich vor Schmerzen in seinen Fesseln aufbäumte, dann ließ sie endlich los. Schweißbedeckt und vor Schmerz keuchend lag er vor ihr.
    
    „Ich brauche Nahrung!", antwortete er schließlich.
    
    Teiko sah ihn kritisch an. Nahrung? War das alles? Er sah keineswegs unterernährt aus. Das konnte es nicht sein.
    
    „Nein, du lügst", erklärte sie kurzerhand und griff wieder an seine Hoden, um ihn erneut zu foltern.
    
    „Ich brauche Blut!", gestand De-Yong plötzlich ein, sehr zu seiner eigenen Überraschung.
    
    Teiko hielt inne. Blut? Brauchte die ...
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