Kopfkino - Seniorenresidenz
Datum: 04.05.2020,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Hier nun eine weitere Kurzgeschichte aus der Reihe 'Kopfkino'. Wie immer aus weiblicher und männlicher Sicht erzählt. Diesmal gemeinsam mit dem Autor 'Novator', der den männlichen Part übernehmen wird. An dieser Stelle: Danke für deine erotische Inspiration und die unkomplizierte Zusammenarbeit, die mir viel Spaß gemacht hat.
Schöne Bilder, lustvolle Moment und viel Freude beim Lesen wünschen euch
Robiene & Novator
♂ Besucher
Niemals hätte ich gedacht, dass es so etwas tatsächlich gibt und schon gar nicht, dass es mir passieren könnte. Aber der Reihe nach.
Regelmäßig besuche ich meine Mutter im Altenheim. Obwohl wir uns immer gut verstanden haben ist das für mich eher ein belastender Termin, denn sie ist schon sehr dement und gibt nur noch einsilbige Antworten, wo sie doch früher so gerne geredet hat. Ich muss mir immer vorstellen, wie ich wohl sein werde, wenn ich so alt bin. Manchmal lese ich ihr etwas vor oder erzähle von den Enkelkindern. Wenn das Wetter es zulässt, machen wir auch einen kleinen Weg, setzen uns im Park auf eine Bank oder trinken irgendwo einen Kaffee.
Trotzdem bin ich immer froh, wenn ich mich wieder auf den Heimweg mache. So konkret mit Vergänglichkeit konfrontiert zu sein, sie zu sehen, zu riechen, zu hören und bis in die eigenen Gedanken hinein zu spüren, ist nicht schön!
Ganz in solche Betrachtungen versunken betrat ich nach einem Besuch im letzten Sommer den Aufzug im vierten Stock, um endlich nach Hause zu fahren, als noch mit ...
... dem Schließen der Tür eine Frau mit hinein schlüpfte. Und da war er, dieser unglaubliche Moment! Ich war mit dem Altwerden und seinen Begleiterscheinungen konfrontiert gewesen und plötzlich stand da vor mir eine äußerst lebendige und attraktive Frau, etwas jünger als ich, mit modischer Kurzhaarfrisur, schlanker Gestalt, blitzenden Augen. Sie wirkte so jugendlich. Gerade, dass sie kein Modelltyp war, sondern ganz normal wirkte in Jeans und T-shirt, machte sie in dem Moment so verführerisch für mich. Ich roch ihr Parfüm und ganz gegen meine Gewohnheit starrte ich sie einfach an, vermutlich sogar mit offenem Mund -- wie peinlich.
Aber sie starrte zurück. Keiner sagte ein Wort. Wenn ich die Situation in einem Bild beschreiben müsste, dann würde ich sagen: Wir waren wie zwei Menschen, die etwas zu lange unter Wasser gewesen waren und deren Köpfe gerade gemeinsam durch die Wasseroberfläche stießen, wo sie sehnsüchtig nach Luft japsten und sich aneinander festhielten, um nicht wieder zu versinken. Zum Glück wurde unsere Fahrt bis zum Erdgeschoss nicht unterbrochen und niemand wollte zusteigen aber trotzdem würde ich lügen, wenn ich sagte, wir hätten mit unserem Augenkontakt ein stummes Zwiegespräch geführt.
Und doch muss es ja so gewesen sein, denn als sich schließlich die Tür öffnete und niemand einsteigen wollte, da waren wir uns völlig einig, und mein Zögern und ihr Drücken auf den „Tür schließen" Knopf waren ein und derselbe Impuls. Sie hatte beim Einsteigen die Parkebene ...